Politik

Rechte Täter drohen damitExtremisten beziehen sich bis heute auf NSU

15.08.2019, 08:14 Uhr
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Der NSU ermordete aus dem Untergrund neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft und eine Polizistin. (Foto: picture alliance/dpa)

Der "NSU" erschüttert Deutschland und wird zum Synonym für rechten Terror. Bis jetzt eifern rechte Täter dem "Nationalsozialistischen Untergrund" nach und nutzen ihn für Drohungen. Auch Linke nehmen darauf Bezug - jedoch aus einem anderen Grund.

Die Mordserie der Neonazi-Terrorzelle NSU wirkt als Bezugspunkt für Extremisten bis heute nach. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner hervorgeht, hat die Polizei zwischen Anfang Juni 2018 und Mitte Juli 2019 bundesweit 35 politisch rechts motivierte Straftaten registriert, bei denen die Täter Bezug auf den "Nationalsozialistischen Untergrund" nahmen. Die Antwort zeigt, dass es dabei meist um Drohungen ging oder es wurde wegen des "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" ermittelt.

Noch häufiger - 58 Mal - tauchte das Stichwort "NSU" bei Ermittlungen zu politisch motivierten Straftaten mit linkem Hintergrund auf. Dabei ging es fast immer um Sachbeschädigung - etwa weil jemand einen mahnenden Slogan oder eine Erinnerung an die Opfer des Terror-Trios auf eine Wand gesprüht hatte. Bei fünf Straftaten mit NSU-Bezug war der politische Hintergrund den Angaben zufolge unklar.

Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten fast 14 Jahre lang im Untergrund gelebt. In dieser Zeit ermordeten die beiden Männer neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft und eine Polizistin. Sie begingen außerdem zwei Sprengstoffanschläge und mehr als ein Dutzend Raubüberfälle. 2011 flog das Trio auf. Die beiden Männer wurden tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden. Mundlos soll seinen Komplizen erschossen haben, bevor er das Wohnmobil in Brand setzte und dann sich selbst erschoss.

"Wichtiger Bezugspunkt der extremen Rechten"

"Der NSU ist nach wie vor wichtiger Bezugspunkt der extremen Rechten, und das liegt auch an den milden Urteilen im Prozess und der lückenhaften Aufklärung des Unterstützungsnetzwerkes", sagte Renner. Das Oberlandesgericht München hatte Zschäpe im Juli 2018 wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier Mitangeklagte erhielten ebenfalls Haftstrafen.

Bei Behörden waren mehr als 200 Mails mit Bombendrohungen eingegangen, die mit "NSU 2.0" oder "Nationalsozialistische Offensive" unterschrieben waren. Zumindest einen Teil der Mails ordnet die Polizei einem Verdächtigen aus Schleswig-Holstein zu, der im vergangenen April ermittelt worden war. Im vergangenen Juni wurden weitere mit "NSU 2.0" unterzeichnete Drohschreiben versandt: unter anderem an die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz. Sie hatte im NSU-Prozess Nebenkläger aus den Familien der Opfer vertreten.

Quelle: aeh/dpa

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