Neue Camps entstehen Flüchtlinge bauen "Dschungel" in Paris
01.11.2016, 10:47 UhrDer "Dschungel" in Calais steht nicht mehr. 5000 Asylbewerber wurden seitdem in andere Unterkünfte evakuiert. Doch wohin sollen nun die Flüchtlinge, die neu ankommen? Die Behörden wissen es nicht und somit entstehen neue illegale Lager.
Das Gelände des einstigen Flüchtlingslagers von Calais ist geräumt. Frankreichs Präsident François Hollande bekräftige sofort, dass die Behörden den Neubau eines Camps verhindern werden. Das Gelände werde gesichert. "Niemand wird mehr dorthin gelangen können", sagte er in einem Interview mit der Regionalzeitung "La Voix du Nord".
Dennoch drängen immer noch Flüchtlinge nach Frankreich. Nur wissen sie nun nicht mehr, wo sie hin sollen. Mittlerweile ziehen sie vermehrt nach Paris. Seit mehr als einem Jahr bilden sich dort immer wieder illegale Lagerplätze, weil offizielle Unterkünfte voll sind. Seit der Schließung von Calais wird die Situation jedoch immer schlimmer.
Nun wurde auch das größte wilde Lager rund um die Metrostation Stalingrad dem Erdboden gleich gemacht. Per Schaufellader wurden Zelte und Matratzen weggeräumt. Laut Nachrichtenagentur AFP soll der Lagerplatz noch kurz vorher deutlich angewachsen sein. Die französische Regierung bestreitet aber einen Zusammenhang mit der Räumung von Calais und verweist auf die vielen Flüchtlinge, die weiterhin nach Europa kommen.
Pariser Bürgermeisterin schlägt Alarm
Ein Afghane in dem Lager sagte AFP angesichts der Polizeiaktion: "Wenn sie uns keine Unterkunft geben, warum zerstören sie unsere Zelte?" Aktivisten hielten Schilder hoch mit der Aufschrift: "Keine Razzia gegen Migranten". In dem Lager hausen neben Afghanen auch zahlreiche Sudanesen und Eritreer.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo warnte, es stünden bei Weitem nicht genug Unterkünfte für die mehr als 2000 Flüchtlinge bereit. Hidalgo schrieb in einem Brief an die Regierung: Die humanitäre und sanitäre Lage der Migranten in den wilden Lagern sei dramatisch. Der Zustand sei für die Flüchtlinge wie die Anwohner unhaltbar, die Menschen müssten dringend untergebracht werden. Sie verwies auf das neue Aufnahmezentrum, das in Kürze im Norden von Paris eröffnen soll. Dies biete jedoch nur Platz für 400 Menschen, betonte die Bürgermeisterin. Vor der Eröffnung müsse der Staat eine Lösung für die anderen Flüchtlinge finden.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa/AFP