Politik

AKWs werden länger gebraucht Frankreich kippt ehrgeizige Atom-Ziele

Die Erklärung des französischen Umweltministers zeigt, wie wenig durchdacht die Ausstiegspläne waren.

Die Erklärung des französischen Umweltministers zeigt, wie wenig durchdacht die Ausstiegspläne waren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bis 2025 wollte Frankreich den Anteil des Atomstroms auf 50 Prozent senken. Nun verkündet Umweltminister Hulot, dass der Termin nicht eingehalten werden kann - die Klimaziele hätten ansonsten das Nachsehen.

Frankreich rückt vom Plan eines teilweisen Atomausstiegs bis 2025 ab. Umweltminister Nicolas Hulot sagte in Paris, dieser Termin sei "nur schwer einzuhalten". Die Regierung werde nun ein "realistisches Datum" suchen. Der französische Stromnetzbetreiber RTE hatte die Pläne der sozialistischen Vorgängerregierung zuvor in Frage gestellt.

Umweltminister Hulot sagte nach einer Kabinettssitzung: "Die Regierung hat sich sehr klar dazu bekannt, dass sie den Anteil des Atomstroms so schnell wie möglich auf 50 Prozent senken will." Allerdings dürften darunter nicht die französischen Klimaziele leiden. Die Erklärung fällt mit der UN-Klimakonferenz in Bonn zusammen und offenbart, dass die Energiewende in Frankreich bisher wenig durchdacht ist.

Derzeit decken die insgesamt 58 französischen Atomreaktoren rund 75 Prozent des Strombedarfs. Das ist der höchste Atomstromanteil weltweit. Die sozialistische Vorgängerregierung unter Präsident François Hollande hatte beschlossen, den Anteil bis 2025 auf 50 Prozent zu senken. Allerdings gab es bisher kaum konkrete Vorstellungen, wie dies erreicht werden kann.

Bisher nur eine Schließung im Gespräch

Der Stromnetzbetreiber Betreiber Réseau de Transport d'Electricité (RTE) betonte, nach bisherigem Stand könne die fehlende Atomenergie nur durch Strom aus Kohle und Erdgas ersetzt werden. Dies führe zwangsläufig zu einem höheren Ausstoß von Kohlendioxid.

Nach Berechnungen von RTE müsste Frankreich 24 Atomreaktoren bis 2025 schließen, um die Energiewende einzuleiten. Zudem müsste massiv in erneuerbare Energien investiert werden. So sei etwa der Bau von 10.500 Windkraftanlagen an Land und 750 weiteren auf dem Meer notwendig.

Konkret im Gespräch ist bisher aber nur die Schließung des pannenanfälligen Akws Fessenheim im Elsass, die bereits seit Jahren von Deutschland gefordert wird. Zudem erwägt die Regierung von Präsident Macron bis 2022 einen Ausstieg aus der Kohleverstromung.

Dies ist aus Sicht von RTE aber unrealistisch. Besonders schmutzige Kohlekraftwerke müssten demnach auch nach 2025 betrieben werden, um den Atom-Teilausstieg erreichen zu können. Zudem sei der Bau neuer Gaskraftwerke erforderlich.

Quelle: ntv.de, fhe/AFP

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