Lokale dürfen früher öffnen Frankreich lockert Corona-Auflagen schneller
14.06.2020, 23:33 Uhr
Frankreichs Staatspräsident Macron will eine schnelle Normalisierung nach der Corona-Krise.
(Foto: imago images/PanoramiC)
Frankreichs Staatspräsident Macron drückt beim Lockern der Corona-Beschränkungen aufs Tempo. Das Land sei wieder zur "grünen" Zone geworden. Um die Wirtschaft anzukurbeln, darf die Gastronomie in Paris früher öffnen als geplant.
Pünktlich zur Grenzöffnung mit Deutschland lockert Frankreich ab Montag seine Corona-Beschränkungen weiter. Das kündigte Präsident Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache an. So dürfen etwa alle Restaurants und Cafés in Paris und Umgebung zu Wochenbeginn wieder öffnen - gut eine Woche früher als geplant. Ab Mitternacht können deutsche Touristen erstmals seit fast drei Monaten wieder nach Frankreich einreisen. Bisher war der Grenzübertritt in der Regel nur aus "zwingenden" beruflichen oder familiären Gründen erlaubt. Macron sprach von einem "ersten Sieg gegen das Virus".
Macron sagte, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus habe sich in Frankreich so stark verlangsamt, dass nun das ganze Land wieder zur "grünen" Zone werde. Dies gilt erstmals auch für den Pariser Großraum, der bisher noch unter verschärfter Beobachtung der Behörden stand. Nur die Überseegebiete Französisch-Guyana und Mayotte bleiben "orange" Zonen. "Von morgen an können wir das Kapitel der ersten Phase der Krise schließen, die wir durchmachen", sagte der Staatschef. Er rief gleichzeitig seine Landsleute zur Einheit auf, um den Wiederaufbau im Land zu meistern.
In Paris und Umland dürfen Restaurants und Cafés erstmals wieder vollständig öffnen - bisher war dies nur für die Außengastronomie erlaubt. Zudem können Alten- und Pflegeheime landesweit wieder Besucher empfangen. Ab dem 22. Juni sollen zudem wieder "alle Schüler" - außer an Gymnasien - zur Schule gehen können, wie Macron betonte. Der Kampf gegen das Virus sei damit aber nicht beendet, betonte Macron. Die Menschen müssten noch lange mit der Pandemie leben. Mit über 29.000 Coronavirus-Toten ist Frankreich eines der am stärksten betroffenen Länder in Europa.
Rassismus treibt Pariser auf die Straße

Assa Traoré vergleicht den Tod ihres Bruders durch Polizeigewalt in Frankreich mit dem von George Floyd.
(Foto: imago images/Hans Lucas)
Vor dem Hintergrund von Protesten sagte Macron, man werde unerbittlich sein bei Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen. Gleichzeitig stellte sich der einstige Senkrechtstarter hinter die Sicherheitskräfte. In der internationalen Debatte um Kolonial- und Sklavereigeschichte sagte Macron: "Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen."
Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA hatten auch in Frankreich viele Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Erst am Samstag waren Tausende in Paris auf die Straße gegangen.
Aufgerufen zu dem Protest in der Hauptstadt hatte die Schwester des 2016 bei einer Festnahme gestorbenen Adama Traoré. Sie verglich den Fall ihres Bruders mit dem gewaltsamen Tod Floyds in den USA.
Macron wies darauf hin, dass von diesem Montag an Reisen in europäische Länder wieder möglich seien. Von 1. Juli an könnten Menschen in außereuropäische Länder reisen, in denen die Pandemie unter Kontrolle sei. Erneut lobte der mächtigste Franzose den gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgelegten Plan für ein EU-Wiederaufbaupaket von 500 Milliarden Euro. In Frankreich wird in diesem Jahr ein Wirtschaftseinbruch von elf Prozent erwartet - das ist so viel wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Es war die vierte Fernsehansprache Macrons in der Corona-Krise. Für Juli kündigte er eine weitere an.
Quelle: ntv.de, vmi/AFP/dpa