Omikron breitet sich aus Frankreich will Regeln für Ungeimpfte verschärfen
18.12.2021, 03:24 Uhr
Ein Einkaufsbummel wie dieser in Paris könnte für ungeimpfte Franzosen bald verboten werden.
(Foto: AP)
Wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf in Frankreich Lokale und Museen besuchen. Doch der Corona-Krisenstab des Landes plant eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen: Wegen der Ausbreitung von Omikron soll ein Test bald nicht mehr ausreichen. Der Regierung bereiten zudem Fälschernetzwerke Sorgen.
Die französische Regierung will angesichts der hohen Infektionszahlen die Corona-Maßnahmen für Ungeimpfte verschärfen. Der in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens notwendige Gesundheitspass soll in einen Impfpass umgewandelt werden, wie Premierminister Jean Castex nach einer Sitzung des Corona-Krisenstabs erklärte. Die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus verbreite sich "rasend schnell um uns herum in Europa". Ab Anfang nächsten Jahres werde sie in Frankreich dominierend sein, warnte Castex.
Der Gesundheitspass, der darüber Auskunft gibt, ob jemand geimpft, genesen oder kürzlich negativ getestet ist, muss in Frankreich im öffentlichen Leben regelmäßig vorgelegt werden. Er wird unter anderem beim Besuch von Restaurants, Einkaufszentren, Veranstaltungsorten und Museen verlangt.
Bald soll wegen der drohenden Omikron-Welle ein negativer Test nicht mehr ausreichen, wie Castex erklärte. Nur wer eine Auffrischungsimpfung erhalten habe oder genesen sei, werde noch einen gültigen Pass besitzen. Die Regierung will Anfang Januar dem Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Außerdem soll die Frist zwischen der zweiten und der dritten Impfung von fünf auf vier Monate verkürzt werden. "Es ist nicht hinnehmbar, dass die Weigerung einiger Millionen Franzosen, sich impfen zu lassen, das Leben eines ganzen Landes gefährdet und den Alltag einer überwältigenden Mehrheit der Franzosen beeinträchtigt", kritisierte Castex.
Behörden stoßen auf großen Fälscherring
Derweil haben französische Behörden einen großen Fälscherring von Gesundheitspässen entdeckt. Wie es aus informierten Kreisen heißt, sollen die Kriminellen zwischen 5000 und 10.000 der Dokumente gefälscht haben. Damit haben sie demnach geschätzt zwei Millionen Euro verdient. Die Ermittlungen dauerten noch an. Anfang Dezember nahmen die Behörden jedoch ein Paar in Metz im Osten des Landes fest.
Nun sollen weitere Beteiligte ermittelt werden. Nach ersten Erkenntnissen gelang es den Fälschern, die Zugangsdaten von Apothekern zu den Programmen zu erlangen, mit denen die digitalen Pässe erstellt werden. Anschließend generierten sie zusätzliche Pässe im Namen dieser Apotheker.
Der französische Innenminister Gérald Darmanin hatte am Donnerstag die Einleitung von 400 Strafverfahren und die Festnahme von rund 100 Verdächtigen im Zusammenhang mit Fälschernetzwerken verkündet. Unter den Festgenommenen waren demnach sowohl Kunden als auch Verkäufer der gefälschten Gesundheitspässe. Nach Angaben des Ministeriums sind in Frankreich seit der Einführung des Systems im Sommer 110.000 gefälschte Gesundheitspässe im Umlauf.
In Frankreich mit seinen 67 Millionen Einwohnern sind seit Pandemiebeginn mehr als 121.000 Menschen an oder mit einer Coronavirus-Infektion gestorben. Knapp 90 Prozent der Franzosen über zwölf Jahre sind geimpft - damit weist Frankreich eine der höchsten Impfquoten innerhalb der EU auf.
Präsident Emmanuel Macron sagte wegen der anhaltend hohen Corona-Zahlen seine für Montag geplante Reise nach Mali ab, wie der Elysée-Palast am Freitag mitteilte. In Mali wollte der Staatschef den umstrittenen Übergangspräsidenten Assimi Goïta treffen und den in Gao stationierten französischen Soldaten den traditionellen Weihnachtsbesuch abstatten.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP