Ausbilden statt anschaffen Frauen-Union fordert Prostitutionsverbot
27.08.2021, 13:34 Uhr
In der Corona-Pandemie war Prostitution zeitweise vollständig verboten. Einige Politiker wollen Sexkauf auch künftig untersagen.
(Foto: picture alliance)
Während der Pandemie ruht die Prostitution in Deutschland zeitweise - zumindest offiziell. Die Frauen-Union will, dass der Sexkauf auch künftig unterbleibt. Frauen würden erniedrigt und gedemütigt, rutschten oft in Drogenabhängigkeit ab. Sie sollten betreut werden und eine Perspektive bekommen.
Die Frauen-Union (FU) der CDU fordert ein Verbot der Prostitution sowie gesundheitliche und psychologische Betreuung für alle Aussteigerinnen. Dazu soll auf dem digitalen Bundesdelegiertentag am morgigen Samstag ein Leitantrag diskutiert werden. In den meisten Fällen seien Frauen nicht freiwillig Prostituierte, begründet die FU-Chefin Annette Widmann-Mauz dies gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "In Wahrheit bildet die angemeldete Prostitution nur einen Bruchteil der realen Verhältnisse ab."
"Und auch dort werden Frauen erniedrigt, gedemütigt, entwürdigt - und das ist durch ein Gesetz auch noch rechtlich abgesichert", beklagte Widmann-Mauz, die auch Integrationsstaatsministerin der Bundesregierung ist. In einem ersten Schritt solle der Sexkauf von Schwangeren und Frauen unter 21 Jahren verboten werden. Dafür solle die Bestrafung der Freier erweitert werden.
Zudem plädiert Widmann-Mauz auch für eine bessere Unterstützung von Frauen, die den Weg aus der Prostitution suchen. Viele von ihnen seien schwer traumatisiert und benötigten gesundheitliche und psychologische Betreuung. "Manche Prostituierte sind auch drogenabhängig", sagte sie. "Es braucht daher sehr individuelle Konzepte und Angebote für neue berufliche Perspektiven."
Frauen-Union: Würde der Frau darf keine Ware sein
Auf die Frage, warum aus Sicht der CDU-Frauen über Zwangsprostitution hinaus perspektivisch generell jeder Sexkauf verboten werden solle, sagte Widmann-Mauz: "Die Frage ist doch, ob der Staat die Würde der Frau und ihr Intimstes zur legalen Ware macht."
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hatte sich eine parteiübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten dafür ausgesprochen, Sexkaufverbote zu erlassen und Prostituierten Ausstiegsmöglichkeiten durch Ausbildung zu ermöglichen. Die prominentesten Vertreter der Gruppe sind der ehemaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Gerade der Bereich der Sexarbeit würde in der Pandemie als Treiber fungieren, da Social Distancing unmöglich ist. Prostituierte könnten als Superspreader fungieren.
In Deutschland ist Prostitution seit 2002 unter bestimmten Bedingungen legal, es gibt allerdings strafrechtliche Regelungen gegen Zwangsprostitution. In Deutschland gibt es rund 33.000 behördliche registrierte Prostituierte, ihre tatsächliche Zahl wird jedoch auf etwa 400.000 geschätzt.
Quelle: ntv.de, als/AFP