Einsatz im Westjordanland Fünf Tote bei Feuergefecht in Dschenin
19.06.2023, 15:38 Uhr Artikel anhören
Mindestens fünf Menschen sind bei den Gefechten im Westjordanland ums Leben gekommen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das israelische Militär will im Westjordanland zwei Verdächtige festnehmen. Aus dem Einsatz wird ein mehrstündiges Feuergefecht. Nach Jahren kommt dabei auch wieder ein Kampfhubschrauber zum Einsatz. Am Ende gibt es mehrere Tote, Dutzende Verletzte und die Forderung nach einem härteren Vorgehen.
Bei einem heftigen Feuergefecht mit der israelischen Armee sind in Dschenin im besetzten Westjordanland mindestens fünf Palästinenser getötet worden. Mindestens 62 Menschen seien durch Schüsse teils lebensgefährlich verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Unter den Toten sei ein 15-jähriger Teenager sowie Männer im Alter zwischen 21 und 29 Jahren. Bei mindestens einem der Toten soll es sich um einen Kämpfer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad handeln. Unter den Verletzten ist Medienberichten zufolge auch ein palästinensischer Journalist, der über den Einsatz berichtet hatte.
Die israelische Armee erklärte, Ziel des Einsatzes sei die Festnahme von "gesuchten Verdächtigen" der radikalislamischen Palästinenserorganisationen Islamischer Dschihad und Hamas gewesen. Dabei sei es zu einem mehrstündigen Schusswechsel gekommen. Durch einen Sprengsatz sei mindestens ein Militärfahrzeug beschädigt worden. Ein Armeehubschrauber habe zudem erstmals seit Jahren das Feuer auf mehrere bewaffnete Palästinenser in Dschenin eröffnet, "um den Rückzug der Truppen zu unterstützen". Sieben Einsatzkräfte seien verletzt worden.
In Berlin teilte die Bundesregierung mit, dass sie die angespannte Sicherheitslage im Westjordanland und die "hohe Zahl an Todesopfern, auch von Zivilisten und Minderjährigen", mit großer Sorge verfolge. "Der Schutz der Zivilbevölkerung sollte immer oberstes Gebot sein", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Christofer Burger.
"Breite Operationen statt Pinzette"
Noch während des Einsatzes wurden Rufe nach einem härteren Vorgehen in Dschenin laut. Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, Mitglied des Sicherheitskabinetts, sagte, es sei "an der Zeit, statt Aktivitäten mit der Pinzette eine breite Operation zur Beseitigung der Terrornester" im Norden des Westjordanlands zu starten. Verteidigungsminister Joav Galant twitterte: "Im Kampf gegen den Terror gibt es keine Kompromisse, wir werden weiter auf den Angriff setzen, wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen und die Terrorelemente an allen Orten schlagen."
Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Immer wieder kommt es in der Stadt zu gewaltsamen Konfrontationen mit dem israelischen Militär. Die Armee macht im Westjordanland seit einer Reihe von Anschlägen auf Israelis vermehrt Razzien. Neben der im Gazastreifen herrschenden Hamas haben dort der Islamische Dschihad (PJI) sowie weitere lose Gruppierungen an Einfluss gewonnen. Finanziert werden sie größtenteils vom Iran. Vergangene Woche hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei den PJI-Anführer in Teheran empfangen. Am heutigen Montag traf Medienberichten zufolge eine hochrangige Delegation der Hamas für Gespräche im Iran ein. Teheran bekräftigte erneut seine Unterstützung für Gruppen im Kampf gegen den Erzfeind Israel.
Seit Beginn des Jahres wurden 127 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 18 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen ums Leben. Israel eroberte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967. Die Palästinenser fordern die Gebiete für einen eigenen Staat.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP