Zwischenfazit der Bildungsforscher Ganztagsschule macht netter - nicht schlauer
14.04.2016, 14:24 Uhr
Neben dem regulären Unterricht bieten Ganztagsschulen ein zusätzliches Betreuungskonzept.
(Foto: dpa)
Von Ganztagsschulen erhoffen sich viele Eltern bessere schulische Leistungen der Kinder: Das lässt sich laut einer Studie aber nicht nachweisen. Ganz ohne positive Auswirkung bleibt die zusätzliche Betreuung trotzdem nicht - wenn die Angebote fachlich überzeugen.
Die Betreuung in Ganztagsschulen bringt Kindern nach einer neuen Studie keine Vorteile bei ihren fachlichen Kompetenzen. Auch bei einer besonders hohen Qualität der Ganztagsangebote oder bei einer besonders intensiven Teilnahme der Kinder habe sich keine Wirkung nachweisen lassen, ergab die vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Berlin veröffentlichte Studie. Positive Effekte zeigten sich aber bei der Sozialkompetenz.
Der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen in Deutschland zählt zu den großen laufenden Reformen im Schulwesen, wissenschaftlich begleitet wird diese von der langfristig angelegten "Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen". Nach den nun veröffentlichten Ergebnissen erfassten Wissenschaftler die Lesefähigkeit und im Grundschulbereich auch die naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Schülern vor und nach der Teilnahme an entsprechend ausgerichteten Ganztagsangeboten. Diese verglichen sie mit der Entwicklung von Schülern, die nicht an Ganztagsangeboten teilnahmen.
Vorteil bei Sozialverhalten und Motivation
"Die Messungen konnten keine Wirkung der Teilnahme an fachlich ausgerichteten Ganztagsangeboten auf die Kompetenzentwicklung nachweisen, weder generell noch bei hoher Qualität der Angebote oder bei besonders intensiver Teilnahme", teilte das Institut nun mit. Obwohl gerade in diesen Punkt hohe Erwartungen gesetzt wurden, blieben positive Effekte der Studie zufolge aus.
Die Studie habe aber bereits früher ermittelte Ergebnisse bestätigt, dass Ganztagsangebote das Sozialverhalten, die Motivation und ein positives Selbstbild von Kindern und Jugendlichen förderten. Dies setze allerdings eine hohe pädagogische Qualität der Angebote und eine individuelle Betreuung voraus. Es reicht ergo nicht, lediglich eine Hausaufgabenbetreuung mit ehrenamtlichen Mitarbeitern anzubieten. Vielmehr setzen die Forscher auf eine enge Verzahnung mit Themen aus dem regulären Unterricht sowie eine fachlich kompetente Betreuung der Schüler.
Seit 2003 investieren Bund und Länder massiv in Ganztagsschulen, mehr als vier Milliarden sind dafür bereits geflossen. Trotz der Kritikpunkte sind die Autoren der Studie vom Konzept überzeugt. Vor allem, wenn Jugendliche die Angebote viele Jahre kontinuierlich nutzen und sich gezielt für fachbezogene Unterstützung entscheiden, können sie neben Sozialverhalten und Motivation auch ihre Noten verbessern, so das Fazit.
Quelle: ntv.de, jgu/AFP