Renten-Debatte im ntv FrühstartGegen Akademiker? SPD folgt Bas bei Rentenidee - Linke warnt

Nach der quälenden Debatte über das Rentenpaket geht die SPD in Sachen Sozialreformen in die Offensive. Vor allem die Bereitschaft, den Renteneintritt an die Beitragsjahre zu koppeln, lässt aufhorchen. Bei ntv legt SPD-Generalsekretär Klüssendorf nach.
SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf hat sich hinter die Idee der Bundesarbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel Bas gestellt, den Renteneintritt an die Beitragsjahre zu koppeln. "Ich finde erst mal, dass es eine Idee ist, die deutlich besser geeignet ist, darüber zu diskutieren als eine schnöde Anhebung des Renteneintrittsalters, was ja auch von anderer Seite schon mehrfach vorgeschlagen worden ist", sagte Klüssendorf in der Sendung "Frühstart" von ntv. Für die SPD sei diese Variante "eher ungerecht". Daher fände er es "interessant, darüber zu diskutieren, ob die Anzahl der Beitragsjahre da ein besserer Gradmesser ist".
Dietmar Bartsch, Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke, zeigt sich offen für die Idee. "Ich finde, es ist überhaupt ein Vorschlag. Und ich glaube, was wirklich notwendig ist, ist ja eine große Rentenreform", sagte der Linken-Politiker im ntv-Frühstart. Doch aus seiner Partei sind auch andere Stimmen zu hören: "Wer körperlich hart arbeitenden Menschen einen früheren Ruhestand ermöglichen will, rennt bei uns offene Türen ein", erklärte die Linken-Fraktionsvize Nicole Gohlke. "Aber das darf nicht gegen diejenigen ausgespielt werden, die sich für ein Studium entschieden haben." Sie sprach von einer Spaltung der Beschäftigten.
Der Ökonom Jens Südekum, der auch Berater von Finanzminister und SPD-Co-Vorsitzendem Lars Klingbeil ist, hatte sich dafür ausgesprochen, den Beginn der Rente nicht mehr mit dem Alter, sondern mit der Zahl der Beitragsjahre zu verknüpfen. Vor allem für Akademikerinnen und Akademiker könnte dies ein späteres Renteneintrittsalter bedeuten, wenn sie erst nach dem Studium mit der Arbeit anfangen. Bas hatte am Sonntagabend in der ARD gesagt, sie könne der Idee viel abgewinnen. Sie kündigte eine Diskussion des Vorschlags in der geplanten Rentenkommission der Bundesregierung an.
Wer soll einzahlen?
Für SPD-Generalsekretär Klüssendorf ist ein flexibleres Renteneintrittsalter aber nur eine von mehreren Reformideen. Klüssendorf forderte, dass mehr Menschen in das System einzahlen sollen. Er sprach auch "vom Wachsen von unterschiedlichen Rentenentscheiden": "Das heißt, wachsen kleine Renten genauso stark wie große Renten, gibt es dort momentan auch eine Ungerechtigkeit, weil kleine Renten benachteiligt sind." Man brauche ein System, das tragfähig und gerecht sei.
Linken-Politiker Bartsch zeigte sich auch in einem anderen Punkt auf einer Linie mit Klüssendorf. In Zukunft sollten laut Bartsch alle in die Rente einzahlen, auch Politiker, Beamte und Selbstständige. Man müsse auch über die Beitragsbemessungsgrenze reden. "Ich habe allerdings angesichts der vergangenen Diskussion eine gewisse Skepsis."
Für die Ergebnisse der Rentenkommission zeigt sich Bartsch offen. "Es gibt große Herausforderungen, das ist unbestritten. Aber bitte nicht auf dem Rücken der Rentnerinnen und Rentner, das wäre mir wichtig. Und da hoffe ich, dass die Kommission solide und diskussionswürdige Vorschläge vorlegt", erklärte er.