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"Bedrohung für die Verfassung" Georgische Regierung will Oppositionsparteien verbieten

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Die Regierungspartei erklärt, sie wolle der EU weiterhin beitreten - jedoch nur unter Wahrung des Friedens mit Russland und der angeblichen orthodox-christlichen Werte des Landes.

Die Regierungspartei erklärt, sie wolle der EU weiterhin beitreten - jedoch nur unter Wahrung des Friedens mit Russland und der angeblichen orthodox-christlichen Werte des Landes.

(Foto: picture alliance / Sipa USA)

Georgien gehört lange Zeit zu den demokratischsten und prowestlichsten Ländern, die aus der Sowjetunion hervorgegangen sind. Seit die Partei Georgischer Traum regiert, wird das Land zunehmend prorussisch. Der Kreml-Kurs soll jetzt noch weiter vertieft werden.

In Georgien verschärft das prorussische Regierungslager sein Vorgehen gegen die Opposition: Die Regierungspartei Georgischer Traum will die drei größten Oppositionsparteien verbieten lassen, wie Parlamentspräsident Schalwa Papuaschwili in Tiflis mitteilte. Ein entsprechender Antrag sei beim Verfassungsgericht eingereicht worden.

Er ziele auf ein Verbot der prowestlichen Koalition für den Wandel, der Vereinten Nationalen Bewegung des ehemaligen Präsidenten Michail Saakaschwili und des Blocks Starkes Georgien. Alle drei Parteien stellten "eine echte Bedrohung für die verfassungsmäßige Ordnung" dar, zitierte die georgische Nachrichtenagentur Interpress Papuaschwili. Die Opposition hingegen wirft der Regierung einen Abbau demokratischer Rechte und einen prorussischen Kurs vor.

Der Verbotsantrag stützt sich auf die Ergebnisse einer parlamentarischen Untersuchungskommission zu angeblichem Fehlverhalten während Saakaschwilis Amtszeit, was Oppositionelle als Propaganda bezeichneten. Saakaschwili, der Georgien von 2003 bis 2012 als prowestlicher Reformer regierte, ist in der Bevölkerung umstritten. Viele werfen ihm Unberechenbarkeit, einen autoritären Stil und die Verantwortung für einen Krieg mit Russland im Jahr 2008 vor. Er verbüßt derzeit eine Haftstrafe unter anderem wegen Amtsmissbrauchs.

Georgien seit Ukraine-Krieg autoritärer

Georgien gehörte einst zu den demokratischsten und prowestlichsten Ländern, die aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion hervorgegangen sind. Doch hat die Regierung in Tiflis seit Beginn des Ukraine-Kriegs einen zunehmend autoritären Kurs eingeschlagen und zugleich die wirtschaftlichen Beziehungen zum benachbarten Aggressor Russland vertieft. Mehrere führende Oppositionelle sind inhaftiert. Zudem wurden bei den seit über einem Jahr andauernden Protesten gegen die Regierung immer mehr Menschen festgenommen.

Anfang des Jahres hatte das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das das Verbot politischer Parteien erleichtert. Die Gespräche über einen Beitritt zur Europäischen Union hat der Georgische Traum ausgesetzt und der EU Umsturzpläne vorgeworfen. Die EU hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Regierungspartei erklärte, sie wolle der EU weiterhin beitreten, jedoch nur unter Wahrung des Friedens mit Russland und der traditionellen orthodox-christlichen Werte des Landes im Südkaukasus.

Auch die Spannungen in den Beziehungen zu Deutschland waren zuletzt gewachsen. Die Bundesregierung rief Mitte Oktober ihren Botschafter aus Tiflis zurück. Sie warf der georgischen Führung Hetze gegen die EU, Deutschland und auch den deutschen Botschafter persönlich vor.

Quelle: ntv.de, mpa/rts

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