Syrien-Kämpfer vor Gericht Gericht verurteilt Islamist zu elf Jahren Haft
15.07.2015, 21:00 Uhr
Anderen Islamisten gilt Harun P. als Verräter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Harun P. war im islamistischen Terrorcamp, beteiligte sich an Angriffen und an Morden. Doch im Prozess distanziert sich der 27-Jährige vom Islamismus. Das Gericht verurteilt ihn zu elf Jahren Haft - auch weil er gegen andere mutmaßliche Terroristen aussagt.
Ein junger Münchner muss wegen seiner Beteiligung am islamistischen Terror in Syrien elf Jahre in Haft. Das Oberlandesgericht München verurteilte den 27-Jährigen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchten Mordes und Beihilfe zum versuchten Mord. Die Bundesanwaltschaft hatte eine Verurteilung wegen Mordes und eine Haftstrafe von dreizehneinhalb Jahren gefordert. Der junge Mann war der erste Syrien-Rückkehrer, der wegen Mordes vor einem deutschen Gericht stand.
Der 27-jährige Harun P. hatte gestanden, in einem islamistischen Terrorcamp ausgebildet worden zu sein. Er gab in dem Prozess zu, beim Sturm von Terroristen auf das Zentralgefängnis von Aleppo, sich des gemeinschaftlichen Mordes in sieben Fällen, des versuchten Mordes und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schuldig gemacht zu haben.
Angeklagter zeigt sich reumütig
Der Sohn afghanischer Einwanderer hatte gestanden, sich im Oktober 2013 einer terroristischen Vereinigung angeschlossen zu haben, um in den Dschihad zu ziehen. Der Angeklagte gab sich reumütig und geläutert und distanzierte sich vom radikalen Islamismus. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich den Seelenschmerz wiedergutmachen soll, den ich einigen angetan habe", sagte er.
Er schäme sich für das, was er getan habe, sagte er und sprach von einer "dreckigen Ideologie". Er wolle vor "diesem Abschaum" warnen. Die Ideologie der Salafisten gleiche einer "Gehirnwäsche".
Harun P. sagt gegen mutmaßliche Terroristen aus
Der Sohn afghanischer Einwanderer hatte sich nach anfänglichem Zögern umfangreich zu den Vorwürfen geäußert und auch in anderen Prozessen gegen mutmaßliche Terroristen in Berlin und Düsseldorf ausgesagt. Dafür wird er inzwischen von Islamisten offen angefeindet, er gilt als Verräter.
Wegen seiner Aussagebereitschaft einigte sich der Senat unter dem Vorsitz von Richter Manfred Dauster mit den Prozessbeteiligten auf einen Deal mit einem Strafrahmen von 10 bis 14 Jahren. Die Verteidigung hatte zehn Jahre für ausreichend gehalten.
Quelle: ntv.de, sko/dpa