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Mehr als 50 Verletzte Gewalt eskaliert bei Eritrea-Festival in Stockholm

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Die Szenen in Stockholm erinnern an die Ausschreitungen in Hessen vor einigen Wochen.

Die Szenen in Stockholm erinnern an die Ausschreitungen in Hessen vor einigen Wochen.

(Foto: dpa)

Aufruhr in Stockholm: Rund 1000 Menschen protestieren gegen ein Eritrea-Festival, das sie als Propaganda-Instrument des Regimes betrachten. Die Lage gerät außer Kontrolle, es spielen sich chaotische Szenen ab. Die Vorgänge erinnern an einen Vorfall in Deutschland vor ein paar Wochen.

Bei gewalttätigen Ausschreitungen am Rande eines eritreischen Kulturfestivals sind in Stockholm mehr als 50 Menschen verletzt worden, unter ihnen mindestens acht schwer. Schwedische Medien berichteten von etwa 1000 Gegendemonstranten, die sich am Donnerstag im Norden der Stadt versammelt und Steine auf Polizisten geworfen hätten. Aufnahmen zeigten Brände auf dem Festivalgelände, angezündete und zerstörte Fahrzeuge und mit Stöcken bewaffnete Männer. Augenzeugen und Reporter vor Ort sprachen von chaotischen Szenen und Schlägereien.

Etliche Menschen wurden laut Polizei festgesetzt - rund 140 Menschen im Zusammenhang mit Störungen und der Auflösung einer öffentlichen Versammlung durch die Polizei, 40 hätten sich nicht im Land aufhalten dürfen. Eine Person wurde demnach wegen Verdachts auf Brandstiftung festgenommen.

Bis zum frühen Abend zählte die Polizei insgesamt 52 Personen mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Die Region Stockholm sprach von 15 Menschen, die ins Krankenhaus gebracht worden seien, unter ihnen acht Schwerverletzte. Ein Polizeisprecher sagte dem Rundfunksender SVT, dass sich außerdem drei Polizeibeamte Verletzungen zugezogen hätten. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen gewalttätiger Ausschreitungen, Brandstiftung und schwerer Sabotage der Einsatzkräfte auf.

Das Festival wird seit Jahren auf einer Wiese im Norden der schwedischen Hauptstadt veranstaltet. Nach Polizeiangaben handelt es sich um eine Zusammenkunft unter anderem mit Seminaren, Debatten, Gesangswettbewerben und einem Jahrmarkt. Unmittelbar neben dem Gelände gab es demnach eine weitere Zusammenkunft, bei der die Ausschreitungen begonnen haben. Wie die Zeitung "Dagens Nyheter" berichtete, stand das Festival schon in der Vergangenheit wegen der Einladung von Gästen in der Kritik, die die politische Führung in Eritrea unterstützen.

Gegner der Diktatur fühlen sich provoziert

Vor gut dreieinhalb Wochen hatte es ähnliche Szenen im hessischen Gießen gegeben: Gegner eines Eritrea-Festivals hatten sich auch dort gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Dabei wurden mindestens 26 Polizisten verletzt. Der Veranstalter, der Verein Zentralrat der Eritreer in Deutschland, gilt als regierungsnah, weshalb auch das Festival umstritten gewesen ist. Schwedischen Medien zufolge soll auch das Festival in Stockholm, das dem kulturellen Erbe Eritreas gewidmet ist, eine Bühne für Regierungspropaganda bieten und eine Geldquelle des Machtapparats sein.

Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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