Vorwurf des Antisemitismus Greta Thunberg ist gegen "Genozid in Gaza"
20.10.2023, 15:25 Uhr Artikel anhören
Greta Thunberg sorgt mit Beiträgen erneut für Aufsehen.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Greta Thunberg bekundet auf Instagram Solidarität mit den Palästinensern. Dabei nimmt sie auch Bezug zu Accounts, die mit antisemitischen Aussagen auffallen. Grüne Bundestagsabgeordnete sprechen von "gefährlichen Irrwegen".
Der terroristische Angriff der Hamas auf Israel und seine Bürger hat zu einer Blockade des Gazastreifens und Gegenattacken der israelischen Armee geführt, die seither Ziele der Terrorgruppe attackiert. Davon unmittelbar betroffen ist auch die Zivilbevölkerung: Hunderttausende sind auf der Flucht, eine humanitäre Katastrophe wegen der schlechten Versorgung wird befürchtet. Viele Menschen auf der Welt drücken deswegen ihre Solidarität mit den Palästinensern aus - teilweise jedoch mit antisemitischem Bezug. Auch Klimaaktivistin Greta Thunberg sorgt mit entsprechenden Beiträgen in sozialen Netzwerken für Aufsehen.
In einer Instagram-Story teilt sie einen Aufruf zu einem globalen Streik, der ein Signal gegen den angeblichen "Genozid in Gaza" setzen soll. Zudem ist die Rede von "repressivem Terror vieler westlicher Staaten gegen alle, die sich solidarisch mit Palästina zeigen". Regierungen, Politiker, staatliche Stellen und die Polizei sollten für die Rechte der Palästinenser auf der ganzen Welt einstehen.
"Gefährliche Irrwege"
Kritiker monieren unter anderem, dass Thunberg die 1400 israelischen Opfer des Großangriffs der islamistischen Hamas vor zwei Wochen verschweigt. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, nannte den Beitrag "dualistisch, falsch und Terror-verharmlosend". Innerhalb der von Thunberg gegründeten Klimaschutzbewegung Fridays for Future seien Antizionismus und Antisemitismus weitverbreitet.
Der Ulmer Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich von den Grünen wirft Teilen der Klimabewegung in der "Welt" vor, dass sie sich auf "gefährlichen antisemitischen und antiisraelischen Irrwegen" befände. Das schade "massiv dem Anliegen für mehr Klimagerechtigkeit". Die Landshuter Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger, ebenfalls von den Grünen, ergänzt, Thunberg beweise mit ihrer Aussage, dass das Mitgefühl, das sie "für Betroffene der Klimakrise" habe, offenbar nicht für von "barbarischen Vernichtungsaktionen" betroffene Jüdinnen und Juden gelte.
Weitere Kritik löst aus, dass in dem Beitrag, den Thunberg in ihrer Story geteilt hat, von einem "Genozid in Gaza" gesprochen wird, obwohl die israelische Seite versucht, zivile Opfer bei ihren Angriffen auf die terroristische Hamas zu vermeiden und die Bevölkerung mehrfach vorab über bevorstehende Attacken informierte. Der Beitrag stammt von der Organisation "Palästina spricht". Bei dieser heißt es in einem älteren Posting: "Free Palestine from the river to the sea", also "Befreit Palästina vom Fluss bis zum Meer". Dieser Ausspruch, der auch auf pro-palästinensischen Demonstrationen oft zu hören ist, meint, dass es einen palästinensischen Staat auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer geben sollte. Dort liegt allerdings Israel.
Kritiker halten den Ausdruck für antisemitisch, da er dem israelischen Staat das Existenzrecht abspreche. "Palästina spricht" schrieb einst, man verstehe den Spruch als "Aufforderung zur Dekolonialisierung Palästinas & die Befreiung aller auf dem Gebiet des historischen Palästinas."
Nicht die ersten Antisemitismus-Vorwürfe
Ist Greta Thunberg also eine Antisemitin? Möglich scheint, dass sie sich mit der Organisation nicht weiter auseinandergesetzt hat, bevor sie den Beitrag teilte. In einem weiteren Beitrag zeigt sich Thunberg ebenfalls mit einer pro-palästinensischen Botschaft. Die Aktivistin hält ein Schild mit der Aufschrift "Steht zu Gaza" in die Kamera. Neben ihr teilt eine junge Frau mit: "Diese Jüdin steht an der Seite Palästinas". Zudem werden mehrere Accounts mit Israel- und Palästina-Bezug verlinkt.
Mit dabei ist auch einer mit dem Namen "Palestinian Youth Movement". Die Bewegung teilte 2022 ebenfalls einen Streik-Aufruf, der mit dem "Vom Fluss bis zum Meer"-Slogan verbunden war. Zudem ist dort von der angeblich brutalen "zionistischen Besatzung" die Rede.
Greta Thunberg und Fridays for Future sahen sich in der Vergangenheit bereits mehrfach Kritik in Verbindung mit Vorwürfen des Antisemitismus ausgesetzt. Die Aktivistin selbst weist die Vorwürfe zurück. "Wir sind gegen jede Form der Diskriminierung und verurteilen Antisemitismus", schreibt Thunberg in einem neuen Post, der dasselbe Bild zeigt. Sie habe den vorherigen Beitrag gelöscht. Der Verweis auf die Organisationen "Palästina spricht" und "Palestinian Youth Movement" findet sich auch in dem neuen Beitrag wieder.
Quelle: ntv.de, rog/chr/dpa