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Lage erst in Nacht beruhigt Pro-Palästina-Demo eskaliert - Krawalle erschüttern Berlin-Neukölln

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Pro-palästinensische Kundgebungen sind wegen befürchteter antisemitischer Auslassungen derzeit vielerorts verboten, auch in Berlin. In Neukölln gehen trotzdem Hunderte auf die Straße, es kommt zu Ausschreitungen, Barrikaden brennen. Hunderte Beamte sind im Einsatz, Dutzende werden verletzt. Erst in der Nacht beruhigt sich die Lage.

Trotz eines Verbots von pro-palästinensischen Demonstrationen ist es in Berlin-Neukölln am Mittwochabend erneut zu Menschenansammlungen und stundenlangen Auseinandersetzungen gekommen. Die Polizei sprach von einer aufgeheizten Stimmung auf der Sonnenallee, die erst ganz spät am Abend allmählich ruhiger wurde. Es seien Steine und Flaschen auf Polizistinnen und Polizisten geworfen und Pyrotechnik abgebrannt worden, teilte die Behörde auf der Plattform X mit. Mehrere Einsatzkräfte seien durch Steine, brennende Flüssigkeiten und Widerstandshandlungen verletzt worden. Verletzungen gebe es auch bei Unbeteiligten und Personen, die Widerstand leisteten, hieß es zuletzt. Laut Polizei wurden 174 Menschen festgenommen, 65 Beamte seien verletzt worden. Die Lage habe sich ab 0.30 Uhr beruhigt.

Nach Polizeiangaben brannten in einer Wohnsiedlung mehrere Autos und ein LKW, ein Baum fing Feuer. Bei den Festnahmen von Verdächtigen seien Pfefferspray und "Zwang" eingesetzt worden. Es seien mit Sicherheit mehrere Hundert Menschen auf den Straßen in der Sonnenallee, hatte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik in der RBB-"Abendschau" am frühen Abend gesagt. Die Polizei sei mit Wasserwerfern im Einsatz, um etwa brennende Hindernisse wie Mülltonnen oder Reifen auf den Straßen zu löschen. "Wir greifen deutlich ein", betonte Slowik.

Die Polizei schrieb bei X, viele Demonstranten kämen den Aufforderungen der Beamten nicht nach. Bei den Demonstranten handele es sich eindeutig um Teilnehmer einer ebenfalls verbotenen Ersatzveranstaltung einer pro-palästinensischen Kundgebung. Die Demonstration war unter dem Titel "Jugend gegen Rassismus" angemeldet worden.

Auch ein dpa-Reporter sprach am Abend von einer aggressiven Stimmung und Dutzenden Festnahmen. Ihm zufolge skandierten die Menschen vor allem "Free free palestine" und "Viva viva Palästina". Die Polizei teilte weiter auf X mit: "Wir sehen, wie Menschen wahllos Gegenstände auf die Straße werfen, anzünden und sich dabei filmen und feiern." Durch Würfe von Pyrotechnik sei ein Feuer auf einem Balkon entstanden, das Polizisten gelöscht hätten.

Mahnwache vor Synagoge

Am Auswärtigen Amt versammelten sich nach Polizeiangaben ebenfalls mehrere Hundert Menschen unter dem Motto "Not in my name". "Seien wir Freund*innen von Israel und den Palästinenser*innen und setzen uns für eine friedliche Lösung ein", hieß es in der Anmeldung. Die Versammlung wurde laut Polizei jedoch direkt von der Veranstalterin beendet, weil sie keinen Einfluss auf die Teilnehmer habe. Angemeldet waren demnach 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Gekommen waren mehrere Hundert.

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Nach dem versuchten Brandanschlag auf die Synagoge in der Berliner Brunnenstraße in der Nacht zum Mittwoch fanden sich rund 50 Menschen zu einer von Nachbarn organisierten Mahnwache gegen Antisemitismus ein. "Da wir selbst in dieser Nachbarschaft leben, fühlen wir uns dringend verpflichtet, uns dem antisemitisch motivierten missglückten Brandanschlag von heute morgen sowie Antisemitismus generell entschieden entgegenzusetzen", sagte die Versammlungsleiterin Sonja Kloevekorn.

Eine Explosion bei der Al-Ahli-Klinik im Gazastreifen hat vor allem in arabischen und islamischen Ländern große Wut ausgelöst. Als Schuldiger wurde dort sofort Israel ausgemacht, auch wenn einiges dafür spricht, dass es sich um eine fehlgeleitete Rakete aus dem Gazastreifen handelte. Die Proteste in Deutschland gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem Angriff der Hamas liefen zum Teil friedlich, etwa in Flensburg und Bochum. In Frankfurt am Main setzte die Polizei Wasserwerfer gegen eine verbotene pro-palästinensische Mahnwache ein; in Hamburg schritten Einsatzkräfte ein, als auf einer eigentlich verbotenen Versammlung palästinensische Flaggen enthüllt wurden. Bei einer Versammlung von bis zu 500 Menschen in Nürnberg wurde ein Plakat sichergestellt, dessen Inhalt geprüft werde, erklärte die Polizei.

Quelle: ntv.de, uzh/ino/chl/dpa/AFP

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