Keine Glückwünsche zum Frauentag Greta wünscht sich lieber gleiche Rechte
08.03.2020, 15:17 Uhr
Zum Weltfrauentag einen Wunsch offen: Greta will Gleichberechtigung.
(Foto: imago images/Reporters)
Sogar die Frauenfrage hat für Greta Thunberg mit dem Klima zu tun: Ohne Gleichberechtigung der Geschlechter kein fairer Kampf gegen die Klimakrise. Die Bundeskanzlerin schaut zum Weltfrauentag eher auf die Familie: Hier sollten sich die Männer endlich mehr Zeit nehmen.
Klimaaktivistin Greta Thunberg hat anlässlich des Weltfrauentags eine weiterhin fehlende Gleichberechtigung von Männern und Frauen bemängelt. In den heutigen Gesellschaften seien Frauen noch immer weit davon entfernt, Männern gleichgestellt zu sein, monierte die junge Schwedin auf Twitter. "Was wir Frauen heute - und jeden Tag - wollen, ist Gleichberechtigung, keine Glückwünsche oder Feiern." Ohne eine Gleichstellung der Geschlechter werde es auch keine Gerechtigkeit im Kampf gegen die Klimakrise geben. Auf Instagram fügte sie hinzu: "Wir haben noch einen langen Weg vor uns."
Thunberg ist die Initiatorin der weltweiten Klimaproteste, auf denen Abertausende Menschen in aller Welt regelmäßig für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Die 17-Jährige gilt für unzählige Mädchen, Jungen und junge Erwachsene als Vorbild. Zuletzt traf sie während einer Reise nach England die 22 Jahre alte Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die 2014 wegen ihres Kampfes für bessere Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Jungen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
Merkel sieht Männer in der Pflicht
Nach Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel sollten sich die Männer mehr Zeit für die Familie nehmen. Zum Internationalen Frauentag sagte die CDU-Politikerin, "wir können die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Erwerbsleben nur erreichen, wenn auch Männer sich stärker einbringen in die Familienarbeit, in die Sorgearbeit, in die Pflege und auch in die Erziehung der Kinder". Gleichstellung sei ein Thema für Frauen, aber eben auch für Männer, fügte sie in ihrem Video-Podcast hinzu.
Familienministerin Franziska Giffey machte erneut Druck für die Einführung einer Frauenquote in Unternehmensvorständen. Die SPD-Politikerin appellierte im Redaktionsnetzwerk Deutschland an die Männer und Frauen in CDU und CSU, sich bei diesem Thema zu bewegen. Sie betonte, es gehe nicht nur um Teilhabe in der Politik oder in der Wirtschaft, sondern auch ums Geld. "Frauen verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer und bekommen über 50 Prozent weniger Rente. Das kann so nicht bleiben."
Das Familienministerium hatte zuletzt einen Gesetzentwurf für eine Frauenquote in Vorständen großer börsennotierter Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern vorgelegt. Demnach soll der Vorstand solcher Firmen künftig mit wenigstens einer Frau besetzt sein, wenn er mehr als drei Mitglieder hat. Das gilt aber nur für Neubesetzungen. Die Union ist gegen das Vorhaben. Für Aufsichtsräte gibt es eine solche Quotenregelung schon.
"Systeme verändern, nicht die Frauen"
UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte: "Das 21. Jahrhundert muss das Jahrhundert der Gleichstellung von Frauen sein." In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" schrieb er: "Es ist an der Zeit, mit dem Versuch aufzuhören, Frauen zu verändern, und damit zu beginnen, die Systeme zu verändern, die sie daran hindern, ihr Potential zu entfalten." Er beschrieb die "Ungleichheit der Geschlechter" als "die überwältigende Ungerechtigkeit unserer Zeit und die größte Herausforderung für die Menschenrechte". Frauen würden "täglich mit Sexismus und männlicher Besserwisserei konfrontiert und als Opfer dafür auch noch verantwortlich gemacht", beklagte der UN-Generalsekretär.
Der Internationale Frauentag war auf Anregung der deutschen Sozialdemokratin Clara Zetkin erstmals am 19. März 1911 in Deutschland und in Nachbarländern sowie den USA organisiert worden. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März begangen. Die Vereinten Nationen riefen den Tag 1977 zum "Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" aus.
Der Weltfrauentag ist in mehr als zwei Dutzend Ländern ein gesetzlicher Feiertag, etwa in Angola, Georgien, Russland und Vietnam. In Deutschland ist der Frauentag nur im Land Berlin ein gesetzlicher Feiertag.
Quelle: ntv.de, mau/dpa