Putin wiederholt Propaganda Guterres hofft auf UN-Rolle in Mariupol
26.04.2022, 23:48 Uhr
Nach der weitgehenden Zerstörung von Mariupol erklärt Russlands Präsident die Kämpfe um die Stadt für beendet. Das Schicksal der Zivilisten, die sich zusammen mit ukrainischen Kämpfern im Asowstal-Werk verschanzt haben, ist aber weiter ungewiss. An seinem berüchtigten langen Tisch verhandelt Putin mit UN-Generalsekretär Guterres über eine Evakuierung.
Kremlchef Wladimir Putin hat bei seinem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres die Kämpfe in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol erneut für abgeschlossen erklärt. "Es gibt dort keine Kampfhandlungen, sie sind beendet", betonte Putin am Dienstag im Kreml an einem langen ovalen Tisch mit großem Abstand zu Guterres.
Zugleich forderte er die ukrainischen Truppen zur "Freilassung" der Zivilisten in dem Stahlwerk von Mariupol auf. Bei einer möglichen Evakuierung des Werks hält Moskau nach Darstellung der Vereinten Nationen eine Rolle der UN für möglich. "Der Präsident stimmte grundsätzlich der Beteiligung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees für das Rote Kreuz an der Evakuierung von Zivilpersonen aus dem Asowstal-Werk in Mariupol zu", teilten die UN mit. Zu dem Thema sollten die Vereinten Nationen mit dem russischen Verteidigungsministerium in Kontakt bleiben. Bei dem Gespräch mit Putin sei es auch um die Verbesserung der humanitären Hilfe für die Ukraine gegangen.
Der Kremlchef behauptete, dass Zivilisten in Mariupol als menschliche Schutzschilde benutzt würden. Wenn diese nicht freigelassen würden, handelten die ukrainischen Truppen "wie Terroristen in vielen Staaten der Welt". Guterres sprach sich bei dem Gespräch im Kreml, das das russische Staatsfernsehen in Auszügen zeigte, erneut für einen humanitären Korridor an dem Stahlwerk aus. Die ukrainische Regierung hatte von anhaltenden Kämpfen gesprochen und Russlands Truppen vorgeworfen, sie würden die Korridore sabotieren.
Der UN-Chef schlug eine Gruppe von Vertretern der UN, des Roten Kreuzes und des ukrainischen und russischen Militärs vor, die sich um das sichere Funktionieren der humanitären Korridore kümmern sollte. Guterres hatte sich zuvor auch mit Außenminister Sergej Lawrow zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen. Dabei kritisierte er mehrfach die russische Invasion in die Ukraine – die in Russland nicht so genannt werden darf - und forderte eine Waffenruhe.
Putin bestreitet Kriegsverbrechen in Butscha
Putin äußerte sich auch zu den Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew für ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine. Es sei dabei zunächst ein "Durchbruch" in der Türkei erzielt worden. Dann habe die Ukraine ihre Position geändert - nach der "Provokation in Butscha". In dem Vorort der Hauptstadt Kiew waren nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte Leichen gefunden worden. Die Ukraine spricht von einem Massaker an Zivilisten und wirft Russland Kriegsverbrechen vor. "Die russische Armee hat damit nichts zu tun", behauptete Putin nun erneut. Russland wisse, wer das mit welchen Mitteln auf welche Weise getan habe. Der frühere Geheimdienstchef nannte keine Details. Viele Augenzeugen, Journalisten, Gerichtsmediziner und westliche Politiker hatten sich in Butscha ein Bild von den Verbrechen gemacht. Trotzdem behauptet Russland, damit nichts zu tun zu haben.
UN-Generalsekretär Guterres will nun über Polen in die Ukraine weiterreisen, wo er am Donnerstag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj trifft. Zuletzt ist der Druck auf Guterres gewachsen, eine aktivere Rolle in dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einzunehmen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa