"Bin mit Putin-Regime fertig" Gysi ist gegen Waffenlieferungen an Ukraine
08.05.2022, 04:40 Uhr
Gregor Gysi besuchte auf seiner Reise in die Ukraine auch diese Notunterkunft für Flüchtlinge in Lwiw.
(Foto: dpa)
Einerseits übt Gregor Gysi scharfe Kritik am Kreml. Doch Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine lehnt der Linken-Politiker ab. Er verweist auf die Opfer des Zweiten Weltkriegs. Deutschland dürfe nicht eine Ex-Sowjetrepublik gegen die andere aufrüsten.
Der Linken-Außenpolitiker Gregor Gysi hat sich zum Abschluss einer mehrtägigen Ukraine-Reise gegen deutsche Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land ausgesprochen. "Wir haben 27 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, überwiegend Russinnen und Russen, verursacht", sagte Gysi. "An zweiter Stelle kommen schon die getöteten Ukrainerinnen und Ukrainer und dann Menschen anderer Nationalitäten." Deutschland dürfe nicht eine Ex-Sowjetrepublik gegen die andere aufrüsten, so Gysi.
Die Ukraine habe dabei natürlich das Recht, sich zu verteidigen und Waffen zu importieren, sagte der 74-Jährige. Auch sei es nicht Deutschlands Aufgabe zu entscheiden, wie ein Ende des Krieges zu erreichen sei. Sollte die ukrainische Regierung einen Kompromiss mit dem Kreml eingehen wollen, könne die Bundesregierung das nicht verbieten. "Ich kann nur hoffen, dass Russland und die Ukraine sich so schnell wie möglich auf einen Waffenstillstand verständigen."
Zugleich kritisierte Gysi den Kreml mit deutlichen Worten: "Ich bin mit dem Putin-Regime fertig." Er betonte aber auch, dass es ein Russland nach dem jetzigen Präsidenten Wladimir Putin geben werde. Daher sei es falsch, alle Brücken abzubrechen.
Gysi besuchte während seiner Reise eigenen Aussagen zufolge unter anderem die ukrainische Hauptstadt Kiew sowie die westukrainische Stadt Lwiw. Auch im Kiewer Vorort Butscha, wo vor einigen Wochen die Leichen Hunderter ermordeter Zivilisten gefunden worden waren, sei er gewesen. "Gerade, wenn man in ein Kriegsgebiet fährt, verbietet sich solch ein Huschhuschbesuch für die Medien", sagte er mit Blick auf verhältnismäßig kurze Besuche anderer internationaler Politiker in der Ukraine in den vergangenen Tagen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa