"Staatsgefährdende Gewalttat" Haftbefehl gegen 17-Jährigen erlassen
03.02.2022, 12:21 Uhr
Die Ermittler fassten den Jugendlichen in Hannover.
(Foto: Patrick Pleul/dpa/Symbolbild)
Die Hinweise kamen aus seinem Umfeld, bei der Befragung der Polizei belastet er sich dann selbst. Ein 17-Jähriger hat nach eigenem Bekunden eine Bombe gebaut. Er sitzt nun in U-Haft. Er soll sich seit 2020 zunehmende isoliert und radikalisiert haben und bereits polizeibekannt gewesen sein.
Gegen einen in Hannover festgenommenen 17-Jährigen hat ein Ermittlungsrichter am Amtsgericht Kerpen wegen mutmaßlicher Anschlagspläne einen Haftbefehl erlassen. Der Jugendliche aus Kerpen werde verdächtigt, eine "schwere staatsgefährdende Gewalttat" vorbereitet zu haben, sagte Arndt Lorenz, Direktor des Amtsgerichts. Mit seiner Aussage bei der Polizei habe sich der Beschuldigte selbst belastet. Auch Telefonate mit seinen Eltern verstärkten demnach den Eindruck, dass er einen Anschlag vorbereitete.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, welche die Ermittlungen führt, besteht sogar ein "dringender" Tatverdacht. Dem Beschuldigten werde vorgeworfen, einen islamistisch motivierten Anschlag vorbereitet zu haben. "Zudem will er sich Gegenstände zum Bau einer Sprengvorrichtung verschafft und eine solche hergestellt haben", teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Aussagen des Beschuldigten würden derzeit noch überprüft.
Es gebe aber Hinweise, dass sich der aus Kerpen bei Köln stammende Jugendliche seit etwa Anfang 2020 zunehmend islamistisch radikalisiert habe, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul. Der Jugendliche habe sich von seinem üblichen sozialen Umfeld isoliert. "Der Jugendliche war in der Vergangenheit bereits mehrfach allgemein kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten, zum Beispiel wegen Körperverletzung", berichtete Reul zudem. "Unsere Polizei hatte diesen Jugendlichen schon auf dem Schirm. Unter anderem lagen mehrere Prüffälle aus dem Bereich islamistischer Terrorismus vor."
"Besorgniserregende" Textnachrichten
Das Polizeipräsidium Köln sei am vergangenen Samstag auf besorgniserregende Textnachrichten des bereits polizeibekannten Kerpeners aufmerksam gemacht worden. In einer Nachricht habe er behauptet, er werde von Islamisten in Hannover festgehalten. In einer weiteren habe er geschrieben, er sei jetzt mit diesen Islamisten am Hauptbahnhof in Hannover und werde sich in einen Zug nach Köln setzen. "In einer Textnachricht gab es weitere außerordentlich besorgniserregende Inhalte", sagte Reul.
Der 17-Jährige war dann am Hauptbahnhof in Hannover festgenommen worden. Nach Hinweisen aus dem persönlichen Umfeld des Tatverdächtigen hatte der Staatsschutz der Polizei in Köln zunächst zu einer möglichen Gefährdungslage in Hannover ermittelt. Im Verlauf erster Ermittlungen gab es Hinweise auf eine gefährliche Lage wegen eines verdächtigen Gegenstands in einem ICE, der in Wunstorf bei Hannover stand.
Bei der Durchsuchung mit Sprengstoffspürhunden wurde nach Polizeiangaben aber nichts gefunden. Auch in der Tasche des 17-Jährigen seien keine gefährlichen Gegenstände gewesen. Die bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelte Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen übernahm die Ermittlungen. Der Beschuldigte befindet sich in Untersuchungshaft.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa