Politik

"Grausames Spektakel" Hamas-Geiseln kehren abgemagert nach Israel zurück

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Drei weitere israelische Geiseln sind nach mehr als einem Jahr in der Gefangenschaft wieder frei. Bewaffnete Kämpfer der Hamas übergeben die abgemagerten Männer im Gazastreifen an das Rote Kreuz, zuvor werden sie jedoch öffentlich vorgeführt. Der israelische Präsident ist außer sich.

Die islamistische Hamas hat drei weitere israelische Geiseln freigelassen. In einer Live-Übertragung im Fernsehen war zu sehen, wie die entführten Männer im Zentrum des Gazastreifens an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Es handelt sich um den Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami (56) sowie Or Levy (34) und Eli Scharabi (52). Die israelische Armee bestätigte die Übergabe der Geiseln. Sie wurden bereits nach Israel zurückgebracht.

Es handelt sich um die fünfte Geiselfreilassung seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am 19. Januar. Vor ihrer Freilassung wurden die Geiseln von bewaffneten Kämpfern der Hamas in Deir al-Balah im Gazastreifen auf ein Podium geführt. Israelischen Medien zufolge bedankten sie sich in dem von der Hamas choreografierten Auftritt für die "Fürsorge" während ihrer Geiselhaft.

In Israel sorgte der sichtlich schlechte Zustand der drei Männer für Entsetzen. "So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus", erklärte der israelische Staatspräsident Izchak Herzog. "Die ganze Welt muss auf Ohad, Or und Eli blicken, die nach 491 Tagen Hölle, ausgehungert, abgemagert und leidend, zurückkehren."

Der israelische Staatschef kritisierte zudem die Zurschaustellung der Männer. Sie seien für ein "zynisches und grausames Spektakel" ausgenutzt worden. Es sei aber ein Trost für das Land, dass die drei nun lebend in die Arme ihrer Angehörigen zurückkehren könnten.

Hunderte Schaulustige

Im Gazastreifen verfolgten Hunderte Schaulustige die Geiselübergabe. Anders als vor knapp anderthalb Wochen gab es keine drängelnde Menge und kein Chaos, durch das sich die Geiseln einen Weg bahnen mussten. Erneut waren zudem zahlreiche vermummte und zumeist mit Maschinenpistolen bewaffnete Hamas-Mitglieder anwesend.

Im Gegenzug für die Freilassung sollen 183 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft freikommen. Einige von ihnen wurden in Israel wegen der Beteiligung an Angriffen verurteilt, bei denen Dutzende Menschen getötet wurden. 18 von ihnen verbüßen eine lebenslange Haftstrafe, 111 wurden laut Hamas während des Krieges im Gazastreifen inhaftiert.

Rückkehr ohne Familien

Unter den Freigelassenen ist der 56 Jahre alte Ohad Ben Ami, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Er wurde während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Beeri, der in der Nähe des Gazastreifens liegt, verschleppt.

Zudem kam der 34-jährige Or Levy frei. Er war vor 16 Monaten zusammen mit seiner Frau auf dem Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen. Beide flüchteten vor den Terroristen in einen Schutzraum, Levys Frau wurde dort getötet, er selbst verschleppt. Ihren kleinen Sohn hatten sie bei dessen Großeltern gelassen.

Freigelassen wurde auch Eli Scharabi. Terroristen ermordeten während des Hamas-Massakers seine Frau und seine beiden Töchter. Die Leiche seines Bruders halten Islamisten im Gazastreifen fest.

Etliche Geiseln bereits tot

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1200 Menschen getötet und 251 Israelis in den Gazastreifen verschleppt, darunter Frauen, Kinder und Babys. Von den Geiseln verbleiben derzeit noch 73 im Gazastreifen, während der Waffenruhe sollen 33 frei kommen. Das israelische Militär mutmaßt, dass 35 Geiseln bereits tot sind.

Der Überfall war der Auslöser eines Krieges in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.500 Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Quelle: ntv.de, chr/rts/dpa

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