"Schwere psychotische Krankheit" Hanau-Schütze hatte Kontakt mit Behörden
21.02.2020, 12:22 Uhr
Der 43-Jährige tötete in Hanau zehn Menschen und erschoss sich dann selbst.
(Foto: picture alliance/dpa)
An Tag zwei nach dem rechtsextremistischen Terroranschlag in Hanau werden immer mehr Details über den mutmaßlichen Attentäter bekannt. So hatte die Bundesanwaltschaft bereits Kontakt mit dem 43-Jährigen - weil er Strafanzeige gegen eine unbekannte Organisation stellte.
Generalbundesanwalt Peter Frank hat bestätigt, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmaßlichen Attentäter von Hanau hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt und zum Ausdruck gebracht, dass es eine übergreifende große Organisation gebe, die vieles beherrsche, "sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und dort bestimmte Dinge dann abgreift, um dann das Weltgeschehen zu steuern".
In der Anzeige waren nach Franks Angaben keine rechtsextremistischen oder rassistischen Ausführungen enthalten. Man habe aufgrund dieses Schreibens kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auch der Vater des mutmaßlichen Täters sei in der Vergangenheit im Kontakt mit Behörden aufgefallen, durch verschiedene Schreiben wie etwa Beschwerden. Der Mann sei bei der "Wohnungsöffnung" des mutmaßlichen Täters in der Nacht zum Donnerstag angetroffen worden. Er sei aber kein Beschuldigter des Ermittlungsverfahrens, sondern im Zeugenstatus.
Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass der 43-jährige Todesschütze psychisch krank war. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, sprach auf Grundlage erster Einschätzungen von einer offensichtlich "schweren psychotischen Krankheit". Bundesinnenminister Horst Seehofer machte jedoch deutlich, dass die Verantwortung des Täters nicht durch dessen Verwirrung relativiert werden könne. "Der rassistische Hintergrund ist vollkommen unbestritten", so Seehofer.
Die Ermittler durchleuchten im Zuge der Aufklärung des Anschlages nun Handy- und Computerdaten des mutmaßlichen Täters. Abgeklärt werde, mit wem im In- und Ausland er Kontakt gehabt und wo er sich aufgehalten habe, sagte Generalbundesanwalt Frank. Mittlerweile seien 40 Zeugen angehört worden, um den genauen Tathergang zu rekonstruieren. Zudem würden die GPS-Daten des Autos des mutmaßlichen Täters ausgewertet.
Der 43 Jahre alte Täter hat den bisherigen Ermittlungen zufolge neun Menschen in einer Shisha-Bar und einem Kiosk getötet, bevor er seine Mutter und sich selbst erschoss.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa