Sorge vor großem Krieg in Nahost Hisbollah-Chef Nasrallah: "Warten auf Vergeltung ist Teil der Strafe"
06.08.2024, 20:39 Uhr Artikel anhören
Ob die Schiitenmiliz Israel "allein oder im Rahmen einer vereinten Antwort der gesamten Achse" angreifen werde, lässt Nasrallah offen.
(Foto: picture alliance / Middle East Images)
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann der Iran und seine Verbündeten ihren angedrohten Vergeltungsangriff auf Israel wahr machen. Dass es nach den Tötungen zweier Gegner Israels bis jetzt still blieb, stellt Hisbollah-Anführer Nasrallah als Teil des Kampfes dar.
Der Chef der Schiiten-Miliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, bezeichnet das Hinauszögern des angekündigten Vergeltungsschlags gegen Israel als "Teil der Strafe". In einer Videobotschaft sagte der Generalsekretär der Gruppe vor Tausenden Anhängern in der libanesischen Hauptstadt Beirut: "Das israelische Warten ist Teil der Vergeltung und Teil des Kampfes." Er betonte: "Unsere Vergeltung wird kommen. Nichts wird uns davon abhalten, egal, wie die Konsequenzen aussehen." Die Reaktion nach den Tötungen eines hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs und des Hamas-Auslandschefs werde "stark und effektiv" sein.
Seit Tagen wird mit einem Vergeltungsangriff des Iran und seiner Verbündeten auf Israel gerechnet. International laufen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation auf Hochtouren. Ein Vergeltungsschlag könnte zusammen mit anderen Gruppen der sogenannten "Achse des Widerstands" erfolgen, oder auch allein, sagte Nasrallah. Es handle sich um eine "große Schlacht". Er betonte, nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismali Hanija in Teheran sei der Iran zu einer Reaktion verpflichtet.
"Das Ziel des Kampfes besteht darin, den Sieg Israels zu verhindern", so Nasrallah. Die Hisbollah handelt nach eigenen Angaben in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen. Die Hisbollah verfügt über etwa 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Im Vergleich zum letzten offenen Krieg mit Israel 2006 hat sie ihr Arsenal damit etwa um das Zehnfache ausgeweitet und könnte Israel deutlich stärker treffen.
Angst vor großem Krieg
Vor fast fünf Monaten hatte der Iran Israel erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen attackiert. Der Iran spricht Israel seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 das Existenzrecht ab und unterstützt eine von ihm erklärte "Achse des Widerstands". Dazu gehören sowohl die radikalislamische Hamas im Gazastreifen als auch mit ihr verbündete Milizen, darunter die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen und Gruppierungen im Irak und Syrien.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen, der von dem beispiellosen Großangriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober ausgelöst worden war, greift die Hisbollah Israels Norden vom Libanon aus nahezu täglich mit Raketen an. Die israelische Armee reagiert darauf ihrerseits mit Beschuss. Dabei wurden mehr als 120 Zivilisten getötet, die meisten davon auf der libanesischen Seite. Zudem wurden mehr als 350 Hisbollah-Mitglieder wie auch israelische Soldaten getötet. Wegen der Gefechte mussten auf beiden Seiten der Grenze Zehntausende Zivilisten evakuiert werden.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP