Politik

Unionsspitzen schäumen Historisches "Ratskreuz" bei G7-Treffen abgehängt

Um dieses Kruzifix im münsterschen Friedenssaal geht es.

Um dieses Kruzifix im münsterschen Friedenssaal geht es.

(Foto: picture-alliance / Markus C. Hurek)

Während des Treffens der G7-Außenminister im Friedenssaal des Rathauses in Münster fehlt ein Holzkreuz, das dort eigentlich an das Ende des Dreißigjährigen Kriegs erinnert. Was Teile der Opposition als "geschichtsvergessenen" Fauxpas kritisieren, erklärt das Auswärtige Amt mit Gestaltungsfragen.

Das Auswärtige Amt hat als Ausrichter des Treffens der Außenministerinnen und Außenminister der G7 im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen lassen. Das sei Teil einer größeren Umgestaltung des Saals gewesen, die vom Protokoll des Auswärtigen Amts mit der Stadt Münster besprochen worden sei, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Es habe dazu keine Entscheidung auf politischer Ebene gegeben, Außenministerin Annalena Baerbock sei mit der Frage nicht befasst gewesen.

Baerbock und ihre Amtskolleginnen und -kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien tagten am Donnerstag und Freitag unter anderem im Friedenssaal des Historischen Rathauses. Das ist ein symbolträchtiger Ort, dort wurde vor mehr als 370 Jahren der Westfälische Frieden geschlossen, mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet wurde.

Außenministerin Annalena Baerbock (r.) lud in den Friedenssaal des Rathauses in Münster.

Außenministerin Annalena Baerbock (r.) lud in den Friedenssaal des Rathauses in Münster.

(Foto: dpa)

Auf einem Vorsprung an einer holzvertäfelten Wand steht eigentlich ein großes Kreuz, laut "Westfälischen Nachrichten" handelt es sich um das "Ratskreuz" aus dem 16. Jahrhundert. Auf Fotos der G7-Runde aus dem Raum ist aber im Hintergrund zu sehen, dass der Sockel leer ist und das Kruzifix fehlt. Der Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, eine Veränderung des Mobiliars sei bei solchen Treffen üblich. Es gäbe etwa einen anderen Tisch, eine andere Beleuchtung, andere Teppiche.

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe sagte, das Kreuz sei auf Bitten des Auswärtigen Amtes für die Zeit des Treffens entfernt worden. Die Stadt habe alles unternommen, um einen reibungslosen Ablauf der Konferenz zu ermöglichen. "Ich meine aber, diese Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie. Mein Eindruck ist, dass auch die Außenministerin davon überrascht wurde", sagte er. Das Kreuz gehöre seit Jahrhunderten zum Friedenssaal und damit zur Geschichte und Kultur des Konferenzortes.

Söder: "Ist das die neue deutsche Außenpolitik?"

Musste der Umgestaltung weichen: das "Ratskreuz".

Musste der Umgestaltung weichen: das "Ratskreuz".

(Foto: dpa)

In der Opposition sorgte das abgehängte Kreuz trotzdem für Empörung. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fragte auf Twitter, ob "das die neue deutsche Außenpolitik" sei. "In keinem anderen Land der Welt würde sowas passieren…", schrieb er. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, kritisierte beim Fernsehsender "Welt", die Bundesregierung sei "traditions- und geschichtsvergessen." Wer Symbole des christlichen Glaubens aus einem Sitzungssaal räumen lasse, sei nicht weltoffen, sondern verbohrt.

Der G7-Runde gehören neben Deutschland Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien an. Deutschland hat bis Jahresende den Vorsitz und ist zurzeit zuständig für die Organisation von Konferenzen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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