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Kämpfe im russischen Kursk ISW: Ukrainer rücken "bis zu zehn Kilometer" vor

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Vom russischen Verteidigungsministerium veröffentliche Bilder sollen Kämpfe in der Region Kursk zeigen.

Vom russischen Verteidigungsministerium veröffentliche Bilder sollen Kämpfe in der Region Kursk zeigen.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Ukrainische Truppen dringen unerwartet in russisches Staatsgebiet ein. Während sich die Führung in Kiew weiterhin nicht dazu äußert, meldet Moskau den dritten Tag in Folge Kämpfe in der Region Kursk. Dabei geht es auch um russische Gasexporte.

Ukrainische Truppen sind bei ihrer Offensive gegen Russland nach Einschätzung von US-Analysten mehrere Kilometer auf russisches Gebiet vorgedrungen. "Die ukrainischen Streitkräfte sind nachweislich bis zu zehn Kilometer in die russische Region Kursk vorgerückt", erklärte das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW). Ukrainische Truppen hatten zuletzt unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht.

"Das derzeit bestätigte Ausmaß und die Lage der ukrainischen Vorstöße im Gebiet Kursk deuten darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte mindestens zwei russische Verteidigungslinien und eine Stellung durchbrochen haben", erklärte das ISW weiter. Der ukrainische Vorstoß richtet sich demnach auf einen logistischen Stützpunkt der russischen Armee nahe der Stadt Sudscha rund acht Kilometer hinter der Grenze zur Ukraine.

Das ukrainische Militär selbst hat sich bislang nicht zu seiner Offensive geäußert, die einer der größten Gegenangriffe auf russisches Territorium seit Kriegsbeginn ist. Die russische Aggression sei der Grund für jede Eskalation, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf der Online-Plattform X.

Russland will Vorstoß "unter Kontrolle" haben

Wie das russische Verteidigungsministerium erklärte, dauern die Kämpfe in der Grenzregion an. "Der Einsatz zur Zerstörung von Einheiten der ukrainischen Armee geht weiter", teilte das Ministerium in einer Erklärung mit. Moskau betonte, die russische Armee werde ein "tiefes Vordringen" der ukrainischen Armee in der Region Kursk "vereiteln".

Die Lage sei "stabil und unter Kontrolle", erklärte der Vize-Gouverneur der Grenzregion der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge. Rund 3000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Die russischen Truppen seien im Bezirk Sudscha aktiv im Kampf gegen ukrainische Einheiten und drängten sie zurück, zitierte die Nachrichtenagentur TASS örtliche Behörden. Vier Menschen seien bei den ukrainischen Angriffen getötet worden.

Ukrainer sollen Gas-Messstation erobert haben

Unterdessen sprachen russische Militärblogger mit Kontakten zur Armee von deutlichen Erfolgen der Ukraine. Ukrainische Truppen hätten den Kontrollpunkt Sudscha sowie die Gas-Messtation Sudscha erobert, zitierte das ISW mehrere russische Quellen.

"Sudscha ist für uns im Grunde verloren. Dabei handelt es sich hier um einen wichtigen Logistikknotenpunkt", schrieb Juri Podoljaka, ein bekannter prorussischer Militärblogger ukrainischer Herkunft. Die ukrainischen Streitkräfte würden nach Norden in Richtung Lgow vordringen. "Im Allgemeinen ist die Lage schwierig und verschlechtert sich weiter, obwohl das Tempo der ukrainischen Offensive merklich nachgelassen hat." Podoljaka schrieb zudem, die Stadt sei "voll von ukrainischen Soldaten". Mehrere Militärblogger erklärten, ukrainische Truppen seien auf dem Weg in Richtung der Stadt Korenewo mehr als 25 Kilometer hinter der Grenze.

Gazprom: Gasleitung nach Europa offen

Bei Sudscha liegt die letzte Gasstation, über die weiter Gas aus Russland über die Ukraine nach Europa fließt. Der russische Energiekonzern Gazprom versicherte, die Leitung bleibe offen. Demnach läuft der russische Gasexport durch das Grenzgebiet Kursk weitgehend normal. An diesem Donnerstag werde mit der Durchleitung von etwa 37,3 Millionen Kubikmeter Erdgas gerechnet, teilte das Unternehmen in Moskau mit. Dies seien fünf Prozent weniger als am Vortag, meldete TASS nach diesen Angaben.

Nach Angaben des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow setzte die Ukraine seit Beginn der Offensive am Dienstag rund 1000 Soldaten und mehr als zwei Dutzend bewaffnete Fahrzeuge und Panzer ein. Russlands Präsident Wladimir Putin warf der Ukraine eine "groß angelegte Provokation" vor.

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Über das Ziel des ukrainischen Vorstoßes wird weiter gerätselt, denn eigentlich bräuchte die Ukraine die Truppen, um die bröckelnde Front im Gebiet Donezk zu stabilisieren. Andererseits verschafft ihr der Angriff ein Überraschungsmoment. Auch Russland wird gezwungen, seine Kräfte umzugruppieren.

Derweil meldete eine weitere russische Region Angriffe des ukrainischen Militärs: In Belgorod wurde nach Angaben des dortigen Gouverneurs Wjatscheslaw Gladkow beim erneuten Beschuss der Stadt Schebekino ein Zivilist getötet. Ein weiterer Zivilist sei verletzt worden, schrieb Gladkow auf Telegram. Belgorod war im Laufe des Krieges häufig ukrainischen Artillerie- und Drohnenangriffen ausgesetzt. Schebekino liegt in der Nähe der Oblast Kursk und geriet russischen Angaben zufolge zuletzt häufiger unter Beschuss.

Quelle: ntv.de, hul/rts/AFP/dpa

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