Russen doch nicht so effektiv? ISW sieht Ukraine an drei Abschnitten vorrücken
07.07.2023, 16:10 Uhr Artikel anhören
Zwar offenbar langsamer als geplant, aber die ukrainische Gegenoffensive kommt voran. Aktuell haben die Ukrainer drei Abschnitte der Front im Visier. Nach Einschätzung des ISW sind die russischen defensiven Operationen möglicherweise gar nicht so effektiv, wie offiziell dargestellt wird.
Die ukrainische Armee führt nach Einschätzung von US-Experten an mindestens drei Abschnitten Gegenoffensiven durch und versucht, russische Soldaten und Logistikressourcen schrittweise zu schwächen. Die Streitkräfte hätten nach Angaben des ukrainischen Militärs Gebiete in Richtung Bachmut sowie im Westen der Gebiete Donezk und Saporischschja im Visier, schrieb das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem aktuellen Bericht.
Es gebe geolokalisierte Aufnahmen vorgerückter ukrainischer Truppen rund fünf Kilometer südwestlich der monatelang umkämpften Stadt Bachmut. Das ISW verwies dabei auf Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Interview des US-Senders CNN, denen zufolge seine Streitkräfte ihre Gegenoffensiven verlangsamt hätten und weitere westliche Waffensysteme bräuchten, um neue Angriffe entlang der Front starten zu können.
Russische Soldaten teilweise seit Oktober nicht ausgetauscht
Die russischen Streitkräfte hätten ihrerseits in der Südukraine mit erheblichen Einschränkungen zu kämpfen und Teile ihrer defensiven Operationen seien möglicherweise nicht so effektiv wie offiziell dargestellt, heißt es weiter im ISW-Bericht. Die Denkfabrik bezieht sich damit auf Aussagen einer russischen Militärbloggerin, dass die Streitkräfte in Saporischschja schon seit Oktober 2022 nicht mehr ausgetauscht worden seien, weil es an qualifiziertem Personal in der Reserve mangele. Die Aussagen der Bloggerin stützen gleichzeitig frühere Einschätzungen der ISW-Experten.
Der Bericht des US-Instituts gab zudem eine Vermutung darüber ab, warum sich der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin nach dem gestoppten Aufstand der Wagner-Gruppe weiter frei in Russland bewegen könne. Dies spreche dafür, dass es einerseits eine Art von Garantie für ihn geben müsse. Und andererseits könnte es sein, dass der Kreml der Unterminierung von Prigoschins Ruf Vorrang vor dessen physischer oder rechtlicher Verfolgung einräume.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa