Kerry reagiert zurückhaltend Iran bietet USA Gefangenenaustausch an
28.09.2015, 06:51 Uhr
Hassan Ruhani will US-Bürger freilassen. Aber nur unter Bedingungen.
(Foto: AP)
Im Iran sitzen mindestens drei US-Bürger im Gefängnis, in den USA 19 Iraner. Präsident Ruhani schlägt den US-Amerikanern deshalb einen Tausch vor. Den USA scheint ein solches Arrangement aber noch Bauchschmerzen zu bereiten.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat den USA einen Gefangenenaustausch angeboten. Wenn die USA dort inhaftierte Iraner freiließen, werde er alles in seiner Macht stehende tun, um eine schnelle Freilassung der amerikanischen Häftlinge im Iran zu bewirken, sagte Ruhani in einem Interview mit CNN. Dies betrifft unter anderem den Korrespondenten der "Washington Post", Jason Rezaian.
Ruhani sagte dem US-Fernsehsender mit Blick auf 19 in den USA inhaftierte Iraner: "Wenn die Amerikaner angemessene Schritte ergreifen und sie freilassen, werden damit sicherlich das richtige Umfeld und die richtigen Umstände für uns geschaffen, alles in unserer Macht und unserem Zuständigkeitsbereich stehende zu tun und, um schnellstmöglich auch Freiheit für die im Iran gefangengehaltenen Amerikaner zu erwirken." "Nichts würde mich glücklicher machen", fügte der iranische Präsident hinzu.
Im Iran sind derzeit mindestens drei US-Bürger in Haft, darunter Rezaian. Der Journalist und seine iranische Frau Yeganeh Salehi waren im Juli 2014 in ihrem Haus in Teheran festgenommen worden. Rezaian werden Spionage und Zusammenarbeit mit feindlichen Regierungen zur Last gelegt. Salehi, die ebenfalls Journalistin ist, wurde im Oktober vergangenen Jahres gegen Kaution freigelassen. Rezaian besitzt die iranische und die US-Staatsbürgerschaft. Teheran erkennt doppelte Staatsbürgerschaften aber nicht an und bezeichnet das Verfahren daher als rein iranische Angelegenheit.
Hardliner torpedieren Annäherung
Auch zwei weitere iranischstämmige US-Bürger, der zum Christentum konvertierte Saeed Abedini und der ehemalige US-Soldat Amir Hekmati, befinden sich in iranischer Haft. Der frühere FBI-Agent Robert Levinson wird seit einem Iran-Aufenthalt im Jahr 2007 vermisst, sein Verbleib ist allerdings unklar. Die 19 Iraner in US-Gefängnissen wurden wegen Verstößen gegen die Sanktionen gegen die Islamische Republik inhaftiert.
Die USA hatten wiederholt die Freilassung ihrer Bürger in iranischen Gefängnissen ohne Vorbedingungen gefordert. US-Außenminister John Kerry reagierte auf das Angebot Ruhanis zurückhaltend, bestätigte aber, dass mit Teheran über einen Gefangenenaustausch gesprochen worden sei. "Wir hatten einige Gespräche, aber wir werden abwarten und schauen, wo wir stehen", sagte er auf Nachfrage von Reportern in New York. Bislang habe er dazu noch nichts direkt von den Iranern gehört.
Das Verhältnis der USA und des Iran hat sich seit dem Durchbruch der Atomverhandlungen verbessert. Beide Staaten unterhalten allerdings weiterhin keine diplomatischen Beziehungen. Im iranischen Justizapparat gelten die Hardliner als einflussreich, die den Kurs Ruhanis einer Annäherung an den Westen torpedieren.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP