Angst vor Vergeltung der USA? Iranische Offiziere verlassen offenbar Stellungen in Syrien
01.02.2024, 15:38 Uhr Artikel anhören
Die iranischen Revolutionsgarden unterstützen seit einem Jahrzehnt Präsident Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg.
(Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa)
Der tödliche Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien versetzt auch die in Syrien stationierten iranischen Revolutionsgarden in Alarmbereitschaft. Laut einer Beobachtungsstelle für Menschenrechte fahren die Kommandeure ihre Präsenz in der Region zurück. Einsätze würden aus der Ferne koordiniert.
In Erwartung eines US-Angriffs haben in Syrien stationierte Offiziere der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) laut Aktivisten ihre Stellungen geräumt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London sagte, hochrangige Kommandeure hätte ihre Stellungen entlang der syrisch-irakischen Grenze verlassen. Einige von ihnen seien in die syrische Hauptstadt Damaskus umgezogen. Einige wenige seien nach Teheran in den Iran gegangen. IRGC-Mitglieder mit niedrigerem Rang seien noch an Posten in der ostsyrischen Provinz Dair as-Saur stationiert oder hätten ihre Standorte innerhalb ihrer Regionen gewechselt.
Zwar habe die Regierung in Teheran nicht vor, sich ganz aus Syrien zurückzuziehen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von insgesamt fünf mit den Vorgängen vertrauten Personen erfuhr. Allerdings wolle sie nicht direkt in den Konflikt in der Region hineingezogen werden. Auch hier berichten Insider vom Abzug hochrangiger Kommandeure zusammen mit Dutzenden Offizieren mittleren Ranges. Eine konkrete Zahl wurde nicht genannt.
Einem der Insider zufolge haben die verbliebenen Gardisten ihre Büros verlassen und meiden die Öffentlichkeit. "Die Iraner werden Syrien nicht aufgeben, aber sie haben ihre Präsenz und ihre Bewegungen so weit wie möglich zurückgefahren." Die Einsätze in Syrien würden nun aus der Entfernung mithilfe der verbündeten libanesischen Hisbollah-Miliz geleitet.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle sind die Posten im syrisch-irakischen Grenzgebiet an Milizen übergeben worden, die mit dem Iran verbündet sind. Sie hätten den Befehl erhalten, keine Angriffe auf US-Stützpunkte in der Region zu starten. Lokale Aktivisten aus Dair as-Saur teilten der dpa mit, dass an Posten der proiranischen Milizen in dem Gebiet hohe Alarmbereitschaft herrsche. Diese Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Der Iran gab hierzu keine offizielle Stellungnahme ab.
Biden droht mit Vergeltung
Hintergrund ist ein Drohnenangriff in Jordanien in der Nähe der syrischen Grenze, bei dem am Sonntag drei US-Soldaten getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. US-Präsident Joe Biden machte "radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen" für den Angriff verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Iran hat jegliche Beteiligung bestritten.
Der Iran ist seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2011 der wichtigste Unterstützer des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die iranischen Revolutionsgarden waren vor einem Jahrzehnt nach Syrien gekommen, um Präsident Baschar al-Assad im Bürgerkrieg zu unterstützen. Seit Dezember sind mehr als sechs ihrer Mitglieder bei israelischen Angriffen dort ums Leben gekommen, darunter ein hochrangiger General des Nachrichtendienstes.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts