Angriff auf Basis in Jordanien Perfide Taktik: Hängte sich tödliche Drohne an US-Flugkörper?
30.01.2024, 11:01 Uhr Artikel anhören
Der angegriffene US-Stützpunkt in Jordanien.
(Foto: AP)
Bei einem tödlichen Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien wird politisch die Schuldfrage diskutiert. Das Militär geht allerdings der Frage nach, wie die Attacke überhaupt möglich war. Eine Theorie: Die Angriffsdrohne hängte sich an eine rückkehrende US-Drohne. Das könnte Schule machen.
Eine feindliche Drohne, die in Jordanien drei US-Soldaten getötet und Dutzende weitere verletzt hat, ist womöglich mit einer amerikanischen Drohne verwechselt worden. Dies teilten zwei US-Vertreter, die anonym bleiben wollten, unter Berufung auf einen vorläufigen Untersuchungsbericht mit. Demnach flog die feindliche Drohne in niedriger Höhe auf den sogenannten Tower 22 in Jordanien an der Grenze zu Syrien zu, während eine US-Drohne auf dem Rückweg zu der kleinen Militäranlage war.
In der Folge seien keine Versuche unternommen worden, die feindliche Drohne abzufangen, die letztlich den Stützpunkt getroffen habe, hieß es. Einer der Wohnwagen, in dem die Truppenangehörigen schliefen, bekam die Hauptlast der Attacke ab. Umliegende Wohnwagen wurden durch die Explosion und umherfliegende Trümmerteile beschädigt. Große Flugabwehrsysteme hat Tower 22 zwar nicht, doch verfügt die Anlage über Drohnenabwehrtechnik, etwa Coyote-Abfangdrohnen.
Neben den drei getöteten Truppenangehörigen wurden beim Angriff vom Sonntag mehr als 40 Soldaten verletzt, wie das Pentagon mitteilte. Die meisten erlitten unter anderem Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen und Gehirnerschütterungen. Acht von ihnen wurden für medizinische Behandlungen ausgeflogen, darunter drei in eine Klinik in Landstuhl in Rheinland-Pfalz.
Studieren Angreifer Flugmuster der USA?
Über die vorläufige Einschätzung zu dem Angriff berichtete zuerst das "Wall Street Journal". Auf die Frage, ob es sich bei dem Versäumnis, die feindliche Drohne abzuschießen, um "menschliches Versagen" handele, antwortete Pentagonsprecherin Sabrina Singh, dass das für den Nahen Osten zuständige Zentralkommando die Angelegenheit prüfe.
Eine Theorie, die von den Militärs untersucht wird, lautet nach Informationen der "New York Times", dass die Angreifer die Flugmuster der US-Drohnen studiert und ihre Angriffsdrohne absichtlich in der Nähe der zurückkehrenden amerikanischen Drohne positioniert haben, damit sie schwerer zu entdecken ist. Die Planer der Miliz könnten Google-Earth-Bilder des Stützpunkts verwendet haben, um die mit Sprengstoff beladene Drohne in die Mitte eines Massenziels wie der Wohnräume zu lenken.
US-Präsident Joe Biden hatte erklärt, der Angriff sei von militanten Gruppen verübt worden, die vom Iran unterstützt würden. Er kündigte eine Gegenreaktion an. Außenminister Antony J. Blinken sagte, dass er eine mögliche Reaktion der USA allerdings nicht ankündigen werde, aber dass eine solche Aktion "mehrstufig sein könnte, in Etappen erfolgen - und über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden könnte".
USA haben Iran in Verdacht
Der Iran seinerseits bestritt am Montag jede Verbindung zu dem Angriff und beschuldigte Washington, die Spannungen in der Region zu schüren. "Wir wissen, dass der Iran diese Gruppen unterstützt", sagte dagegen John F. Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates. "Wir wissen, dass sie sie finanzieren und ausbilden. Wir wissen, dass sie diese Angriffe sicherlich nicht entmutigen".
Kirby, machte deutlich, dass die USA angesichts der Attacken langsam mit ihrer Geduld am Ende seien. Wie das Pentagon laut NYT am Montag mitteilte, sind die amerikanischen Truppen im Irak, in Syrien und jetzt auch in Jordanien seit Oktober mindestens 165 Mal angegriffen worden - 66 Mal im Irak, 98 Mal in Syrien und am Sonntag in Jordanien. Mehr als 80 Militärangehörige hatten vor der letzten Salve Verletzungen erlitten, darunter ein Schädel-Hirn-Trauma.
Seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs, der durch den Großangriff der Hamas und anderer Extremistengruppen im Süden Israels am 7. Oktober ausgelöst wurde, sind US-Truppen im Irak, in Syrien und Jordanien zum Ziel Dutzender Angriffe geworden. Washington sieht proiranische Milizen am Werk.
Quelle: ntv.de, als/AP