Politik

Nach Geisel-Chaos Israel lässt palästinensische Häftlinge mit Verzögerung frei

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Die Hamas lässt wie vereinbart acht Geiseln frei. Doch erneut kommt es bei der Übergabe zu chaotischen Szenen im Gazastreifen. Die Terroristen führen die Menschen vor. Die israelische Regierung ist empört und lässt palästinensische Häftlinge erst nicht frei.

Busse mit palästinensischen Häftlingen sind nach einer Verzögerung aus dem israelischen Ofer-Gefängnis nahe Ramallah losgefahren. Videobilder zeigten, wie die Busse von israelischen Militärfahrzeugen begleitet wurden. Die Insassen sollten im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gegenzug für drei israelische Geiseln aus der Haft entlassen werden, die zuvor im Gazastreifen freigekommen waren.

Aus Empörung über chaotische Szenen bei der Freilassung in Chan Junis hatte Israel die Freilassung der Häftlinge zunächst aufgeschoben. Angehörige warteten in Ramallah ungeduldig auf die Gefangenen. Die israelische Armee wollte allerdings Freudenfeiern im Westjordanland verhindern. Insgesamt sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter auch mindestens 30 wegen Mordes Verurteilte sowie einige Frauen und Minderjährige.

Acht von Islamisten im Gazastreifen freigelassene Geiseln waren zuvor nach 482 Tagen zurück nach Israel gekehrt. In einer Live-Fernsehübertragung waren chaotische Szenen bei der Übergabe von zwei Deutsch-Israelis und fünf Thailändern in der Stadt Chan Junis zu sehen.

Die Ex-Geiseln seien zu einem israelischen Militärlager im Süden Israels gebracht worden, teilte die Armee mit. Die Deutsch-Israelis sollen dort ihre Familien treffen. Die Thailänder werden dort von thailändischen Regierungsbeamten empfangen, wie Israels Armee mitteilte.

Chaos in Gaza bei Geiselübergabe

In Dschabalija im Norden des Gazastreifens war die 20-jährige israelische Soldatin Agam Berger Vertretern des Roten Kreuzes übergeben worden. Berger musste auf einer Bühne einer Menge zuwinken. Ihre Familie in Israel verfolgte die Zeremonie im Fernsehen und reagierte mit Tränen und begeistertem Jubel auf den Anblick der jungen Frau. Damit werden nach israelischen Angaben noch rund 80 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Drei von ihnen sollen an diesem Samstag freikommen.

Die Aufnahmen von Al-Dschasira aus Chan Junis zeigten, wie die Deutsch-Israelis Arbel Yehud und Gadi Moses langsam durch eine große, dicht gedrängte und laut schreiende Menschenmenge laufen mussten. Viele Palästinenser versuchten, die Frau mit ihren Handys zu fotografieren. Vermummte und bewaffnete Islamisten begleiteten und beschützten sie. Ein Kämpfer hielt die Hand der verängstigt wirkenden Frau. Israelische Fernsehkommentatoren sprachen in Anlehnung an den Kreuzweg Jesu von einer "Via Dolorosa".

Netanjahu: "Schockierende Szenen"

Die "Zeremonie" fand neben dem zerstörten Haus des im Oktober getöteten Hamas-Chefs Jihia al-Sinwar statt. Eine riesige jubelnde Menschenmenge drängte sich zwischen den Trümmern der Stadt um die bewaffneten und vermummten Islamisten und die Fahrzeuge mit den Geiseln.

"Dies ist ein weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit der Terrororganisation Hamas", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros angesichts der "schockierenden Szenen" bei der Geiselübergabe.

Netanjahu rief demnach die Staaten, die das Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der Hamas vermittelt haben, dazu auf, dafür zu sorgen, dass sich derartige Szenen nicht wiederholen und die Sicherheit der Geiseln gewährleistet wird. Der israelische Präsident Izchak Herzog sprach von "Szenen der Misshandlung und des Terrors". Dennoch rühre die Rückkehr der insgesamt acht Geiseln aus der Gefangenschaft zu Tränen, so Herzog.

Quelle: ntv.de, rog/rts

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