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Waffenruhe hält nicht Israel bombardiert massiv Ziele im Libanon

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Bei den Angriffen wurden nach libanesischen Angaben mehrere Menschen getötet. (Archivbild)

Bei den Angriffen wurden nach libanesischen Angaben mehrere Menschen getötet. (Archivbild)

(Foto: dpa)

Nach mehr als einem Jahr des Krieges im Nahen Osten können sich die Parteien auf eine Waffenruhe einigen. Doch das Abkommen hält nicht lange. Auf die Attacken der Hisbollah reagiert Israel mit heftigen Luftangriffen.

Israels Luftwaffe hat bei den bislang schwersten Angriffen seit Inkrafttreten der Waffenruhe mit der Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche zahlreiche Ziele im Libanon bombardiert. Unter anderem sei eine Abschussrampe zerstört worden, von der aus Stunden zuvor erstmals wieder Raketen auf Israel abgefeuert worden waren, erklärte das Militär. Laut Libanons Gesundheitsministerium starben bei Israels Angriffen mindestens neun Menschen.

Die Waffenruhe ist seit vergangenem Mittwoch in Kraft. Sie war nach mehr als einem Jahr zunehmend heftiger Kämpfe unter internationaler Vermittlung zustande gekommen. Israel hatte jedoch angekündigt, weiter gegen Bedrohungen aus dem Libanon vorzugehen, "falls die Hisbollah gegen das Abkommen verstößt und versucht, sich wieder zu bewaffnen".

Derweil drohte der designierte US-Präsident Donald Trump dem Hisbollah-Verbündeten Hamas im umkämpften Gazastreifen mit der "Hölle", sollten die israelischen Geiseln nicht vor seinem Amtsantritt freikommen. Wenn die Geiseln nicht vor dem 20. Januar freigelassen würden, werde für jene, die im Nahen Osten für die Gräueltaten verantwortlich seien, die "Hölle los sein", schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.

Mitglieder der Terrororganisation Hamas und weiterer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere verschleppt. Nach mehr als einem Jahr Krieg dürften viele der rund 100 in Gaza verbliebenen Geiseln nicht mehr leben. Unter ihnen sind mehrere Menschen, die neben der israelischen auch etwa über die deutsche oder die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verfügen. Nach US-Angaben laufen derzeit erneut Bemühungen der Vermittlerstaaten um eine Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstengebiet und die Freilassung der Geiseln.

USA: Verstöße nicht überbewerten

Die USA als Israels wichtigster Verbündeter warnten unterdessen davor, Verstöße gegen die nach mehr als einem Jahr gegenseitiger Angriffe mühsam ausgehandelte Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah überzubewerten. "Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte fast zeitgleich eine "kraftvolle" militärische Antwort auf einen Angriff der Miliz auf Nordisrael angekündigt, der eine schwerwiegende Verletzung der Waffenruhe darstelle.

Die israelische Luftwaffe griff daraufhin nach Angaben des Militärs Terroristen, Dutzende Abschussrampen sowie weitere Anlagen der proiranischen Schiitenmiliz an. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. In der südlichen Stadt Haris meldete das libanesische Gesundheitsministerium fünf Tote und einen Verletzten. Im Ort Talusah, rund vier Kilometer von der Demarkationslinie entfernt, waren es demnach vier Tote und zwei Verletzte.

Libanons Parlamentspräsident macht Israel Vorwürfe

Die Hisbollah und Israels Militär werfen sich immer wieder gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri bezichtigte Israel Dutzender Verstöße dagegen. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sprach er von "aggressiven Aktionen der israelischen Besatzungstruppen", die Häuser in libanesischen Grenzdörfern mit Bulldozern zerstörten, sowie mehreren Luftschlägen. Vonseiten des israelischen Militärs hieß es wiederum, die Akteure im Libanon müssten die feindlichen Aktivitäten der Hisbollah unterbinden. Israel stehe weiter zu seiner Verpflichtung, die Bestimmungen der Vereinbarung über die Waffenruhe zu erfüllen, hieß es.

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Die Armee griff bereits wiederholt Ziele aus der Luft und am Boden im Libanon an. Israel sprach von Reaktionen auf Verstöße gegen die Bestimmungen der Waffenruhe durch die proiranische Miliz. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Miller, beharrte jedoch darauf, dass die Waffenruhe erfolgreich sei. Die Kämpfe seien weitgehend gestoppt worden. Zugleich betonte Miller, die USA wollten nicht, dass die Waffenruhe zusammenbreche.

Die Einigung sieht unter anderem vor, dass sich die Hisbollah-Miliz gemäß einer UN-Resolution hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. Die libanesische Armee soll darüber wachen, dass dieser Teil der Vereinbarung eingehalten wird. Israels Bodentruppen sollen wiederum innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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