Einsatzvorschriften missachtet Israel entlässt Offiziere wegen Tötung internationaler Helfer
05.04.2024, 14:04 Uhr Artikel anhören
Das Fahrzeug der Hilfsorganisation soll deutlich gekennzeichnet gewesen sein. Trotzdem wurde es angegriffen.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Statt bewaffneter Hamas-Kämpfer beschießt Israel einen Konvoi der Hilfsorganisation World Central Kitchen und tötet sieben Mitarbeiter. Jetzt entlässt das israelische Militär zwei Offiziere und rügt die Kommandeure. Sie sollen gegen Einsatzvorschriften verstoßen haben.
Nach dem tödlichen Angriff der israelischen Armee auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen will das Militär zwei Offiziere von ihren Posten absetzen. Generalstabschef Herzi Halevi habe entschieden, einen verantwortlichen Kommandeur sowie den Stabschef der zuständigen Brigade von ihren Positionen zu entlassen, teilte das Militär mit. Weitere Kommandeure werden den Angaben zufolge verwarnt.
Eine Untersuchung der Armee kam zu dem Ergebnis, dass der Vorfall am Montagabend ein "schwerwiegendes Versagen" der israelischen Einsatzkräfte darstellte. Diese hätten den Hilfskonvoi wegen der Vermutung attackiert, zwei bewaffnete Hamas-Mitglieder seien in dem Wagen, hieß es von einer Militäreinheit, die zuständig für die Untersuchung ungewöhnlicher Vorfälle während des Krieges ist.
Die israelischen Einsatzkräfte erkannten demnach die Fahrzeuge nicht als Wagen der WCK. Die Angriffe auf die drei Fahrzeuge seien unter "einer schwerwiegenden Verletzung der Befehle und der Standardarbeitsanweisungen" der Armee durchgeführt worden. "Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Vorfall nicht hätte passieren dürfen", hieß es weiter. Nach Angaben von World Central Kitchen waren die drei bombardierten Fahrzeuge klar gekennzeichnet.
Einem Bericht von "Haaretz" zufolge identifizierte die Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Straße verantwortlich ist, einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei anschließend in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.
Weltweites Entsetzen
Armeesprecher Daniel Hagari nannte den Tod der Hilfskräfte eine Tragödie. "Das ist ein schwerwiegender Vorfall, für den wir verantwortlich sind und der nicht hätte passieren dürfen, und wir werden sicherstellen, dass er sich nicht wiederholt", versicherte er. Angesichts des zunehmenden Drucks auf Israel, den Angriff aufzuklären, gaben Hagari und andere Beamte Reportern bereits am späten Donnerstagabend Einsicht in die Ergebnisse der ungewöhnlich schnellen und detaillierten Untersuchung des Militärs.
Die sieben bei dem Vorfall getöteten Helfer stammten laut der Hilfsorganisation aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten. Zudem hat eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. Der Tod der Helfer, die im Gazastreifen Mahlzeiten an die notleidende Zivilbevölkerung verteilten, löste weltweit Entsetzen und scharfe Kritik an Israel aus.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AP