Angriff erfolgte Mitte Juli Israel erklärt Hamas-Militärchef Deif für tot
01.08.2024, 10:44 Uhr
Mohammed Deif hatte zahlreiche andere Tötungsversuche Israels überlebt.
(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)
Bei einem israelischen Angriff auf den Gazastreifen Mitte Juli stirbt Israels Militär zufolge Mohammed Deif. Neben Jahja Sinwar ist er Drahtzieher des Großangriffs der Hamas am 7. Oktober.
Israel hat den Militärchef der islamistischen Terrororganisation Hamas, Mohammed Deif, für tot erklärt. Deif sei Mitte Juli bei einem massiven Luftangriff im Gazastreifen getötet worden, teilte die israelische Armee mit. Er ist einer der zentralen Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober und war Chef der Kassam-Brigaden und Stellvertreter des Gaza-Chefs der Hamas, Jihia al-Sinwar.
Die Mitteilung der Armee erfolgt einen Tag nach der Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat sich nicht zu dem Vorwurf geäußert und lediglich erklärt, jeder, der das Land angreife, werde einen hohen Preis zahlen.
Die Armee teilte nun mit, auf der Basis von Geheimdienstinformationen könne der Tod Deifs bestätigt werden. Kampfjets hätten vor gut zwei Wochen einen "präzisen, gezielten Schlag gegen eine Anlage ausgeführt, in der sich Mohammed Deif und der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade der Hamas, Rafa Salama, aufhielten", hieß es in der Mitteilung.
Jetzt ist Jihia al-Sinwar das letzte lebende ranghohe Führungsmitglied der Hamas, die 2007 gewaltsam die alleinige Macht im Gazastreifen an sich gerissen hatte. Es wird vermutet, dass er sich seit Kriegsbeginn im Tunnelnetz unter dem Küstenstreifen versteckt hält.
Israel hatte sich zu einem Ziel seines Krieges im Gazastreifen gesetzt, den Hamas-Chef Sinwar und seinen Stellvertreter Deif gefangenzunehmen oder zu töten. Im März bestätigte die Armee die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff.
"Dies ist ein wichtiger Meilenstein im Prozess der Zerschlagung der Hamas als militärische und regierende Autorität im Gazastreifen und bei der Erreichung der Ziele dieses Krieges", schrieb Verteidigungsminister Joav Galant auf X zu Deifs Tod. Israel werde die Terroristen der Hamas verfolgen, bekräftigte er. "Wir werden nicht ruhen, bis dieser Auftrag erfüllt ist."
Deif und Sinwar sind maßgebliche Planer des Massakers in Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres. Damals wurden rund 1200 Israelis getötet und rund 250 Menschen nach Gaza verschleppt. Der Terrorüberfall war Auslöser des Krieges.

Bei dem israelischen Luftangriff am 13. Juli wurden laut Gesundheitsministerium mindestens 90 Palästinenser in einer humanitären Zone im Gazastreifen getötet.
(Foto: picture alliance / abaca)
Viele Tote bei Angriff auf Deif
Das israelische Militär hatte im vergangenen Monat ein abgezäuntes Objekt in der humanitären Zone zwischen Chan Junis und Al-Mawasi bombardiert, das nach israelischer Darstellung als Basis für Hamas-Terroristen diente. Bei dem Angriff kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 90 Menschen ums Leben, weitere 300 wurden verletzt.
Unter den Toten war nach israelischen Angaben auch Kommandeur Salama. Die Armee habe über äußerst zuverlässige nachrichtendienstliche Informationen verfügt, dass sich Deif und Salama zum Zeitpunkt des Angriffs in der Basis aufhielten, sagte ein hochrangiger Militärvertreter danach in einem Online-Briefing für Journalisten.
Im Mai hatte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, mehrere Haftbefehle beantragt. Gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant sowie gegen mehrere Hamas-Anführer - darunter Sinwar und Deif. Khan verfolgt Verbrechen während des Gaza-Kriegs.
Deif hatte zahlreiche Tötungsversuche Israels über die Jahre überlebt. Bis vor gut einem halben Jahr ging man im Land davon aus, dass Deif dabei mehrere Gliedmaßen verloren und eine Vielzahl körperlicher Behinderungen hat. Bis schließlich Aufnahmen auftauchten, die Deif mit beiden Armen und beiden Beinen zeigten.
Deif gehörte in den 1990er Jahren zu den Gründern des militärischen Flügels der Hamas und leitete ihn jahrzehntelang. Unter seinem Kommando verübte die Hamas Dutzende Selbstmordattentate gegen Israelis in Bussen und Cafés und baute ein gewaltiges Raketenarsenal auf, dessen Geschosse auch tief in israelischem Gebiet einschlugen.
Bei einem Luftangriff auf ein Haus im Gazastreifen gegen Ende des Gaza-Kriegs 2014 waren seine Ehefrau und sein kleiner Sohn ums Leben gekommen. Deif konnte entkommen.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AP