Für Verteilung von Hilfe Israel kündigt Kampfpause in Teilen Gazas an
26.07.2025, 23:47 Uhr Artikel anhören
Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche in Gaza-Stadt im nördlichen Gazastreifen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen steht Israel unter Druck. Nun kündigt die Armee an, Hilfslieferungen aus der Luft für die notleidenden Menschen wieder aufzunehmen. Erste Abwürfe seien bereits erfolgt. Experten sehen dies jedoch als die ineffektivste Form der Hilfe an.
Israel hat für den Morgen eine "humanitäre Pause" in Teilen des Gazastreifens angekündigt, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Die Kampfpause solle für humanitäre Korridore und belebte Zentren gelten, hieß es in einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums auf X.
Unmittelbar zuvor hatte das israelische Militär angekündigt, den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wieder aufzunehmen und über humanitäre Korridore die Lieferung von Nahrungsmitteln und Medizin durch die Vereinten Nationen in den Gazastreifen zu ermöglichen.
Das israelische Nachrichtenportal "ynet" schrieb kurz darauf unter Berufung auf palästinensische Berichte, der erste Abwurf von Hilfsgütern sei bereits erfolgt. Nach Militärangaben ging es bei dem Abwurf nur um sieben Paletten mit Hilfsgütern, darunter Mehl, Zucker und Konserven. Die Aktion werde in Abstimmung mit internationalen Hilfsorganisationen durchgeführt, hieß es.
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate kündigen an, "umgehend" den Abwurf von Hilfspaketen wieder aufzunehmen. Die humanitäre Lage im Gazastreifen habe "ein kritisches und beispielloses Ausmaß erreicht", erklärte der Außenminister der Emirate, Scheich Abdullah bin Sayed Al Nahjan, auf X. "Wir werden sicherstellen, dass wichtige Hilfe die Bedürftigen erreicht, ob auf dem Land-, Luft- oder Seeweg", erklärte er. "Der Abwurf von Hilfslieferungen beginnt erneut, umgehend."
Ineffektivste Form der Hilfe
Die Lieferung über den Luftweg wird von Helfern als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen bezeichnet - auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen geht. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenser, die größtenteils dringend auf Hilfe angewiesen sind.
Trotz heftiger internationaler Kritik lässt Israel aktuell nur sehr wenig Hilfe in den abgeriegelten Küstenstreifen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte am Mittwoch vor einer tödlichen Hungerkrise im Gazastreifen gewarnt. Auch zahlreiche andere Hilfsorganisationen warnen davor. Israel bestreitet die Gefahr einer tödlichen Hungerkrise und spricht stattdessen von einer Kampagne der Hamas.
Das israelische Militär teilte zudem mit, eine Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser im Gazastreifen sei wieder an das israelische Stromnetz angeschlossen worden. Gleichzeitig betonte die Armee, dass die Kampfhandlungen weitergingen, um alle Geiseln zu befreien und die islamistische Hamas zu besiegen.
Warnung vor "massenhaftem Verhungern"
Mehr als hundert Hilfsorganisationen hatten vor einem "massenhaften Verhungern" unter den etwa 2,2 Millionen Einwohnern des Gazastreifens gewarnt, darunter Ärzte ohne Grenzen, Save the Children und Oxfam. Die Organisationen forderten sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe, die Öffnung aller Grenzübergänge und den ungehinderten Fluss von Hilfsgütern durch von der UNO kontrollierte Strukturen.
Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden sind in den vergangenen Wochen Dutzende Menschen verhungert. Israel hatte Anfang März alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen unterbunden und sie im Mai nur mit neuen Beschränkungen wieder zugelassen.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP/rts