Washington dementiert Einigung Israel und Hamas verhandeln über Feuerpause
19.11.2023, 08:12 Uhr Artikel anhören
Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen in Gaza auf. Die USA versuchen eine Feuerpause zu vermitteln.
(Foto: REUTERS)
Die EU fordert für humanitäre Zwecke eine sofortige Kampfpause in Gaza. Aus militärischen Gründen ist Israel bisher dagegen. Nun soll laut einem Bericht eine von den USA vermittelte Einigung zu einer mehrtägigen Feuerpause in Aussicht stehen. Dem Weißen Haus zufolge wird daran weiter hart gearbeitet.
Laut einem Bericht der "Washington Post" sollen Israel und die Hamas kurz vor einer möglichen Einigung auf eine Feuerpause stehen. In einem unter Vermittlung der USA verhandelten Abkommen erwägen die beiden Kriegsparteien demnach eine fünftägige Feuerpause, in der Dutzende von der islamistischen Terrororganisation im Gazastreifen festgehaltene israelische Geiseln freigelassen werden könnten. Das berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit den Bestimmungen vertraute Personen.
Zwischenzeitliche Berichte über eine vorläufige Einigung auf eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas hat die US-Regierung dementiert. Als Reaktion auf den Beitrag schrieb die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson, auf der Plattform X: "Wir haben noch keine Einigung erzielt, aber wir arbeiten weiter hart daran."
Bericht über mögliche Konditionen
Das israelische Fernsehen veröffentlichte Details einer möglichen Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln im Gazastreifen. Demnach soll die islamistische Terrororganisation Hamas grundsätzliche Bereitschaft zur Freilassung von 87 Geiseln signalisiert haben, berichtete der Sender N12. Darunter seien 53 Frauen, Kinder und Jugendliche sowie 34 Ausländer. Im Gegenzug müsse Israel sich zu fünf Tagen Kampfpause im Gazastreifen sowie zur Freilassung von weiblichen palästinensischen Häftlingen, Minderjährigen in israelischen Gefängnissen und sogenannten Sicherheitshäftlingen verpflichten. Außerdem verlange die Hamas die Einfuhr von mehr Treibstoff in den Küstenstreifen.
Der Sender berichtete gleichzeitig, es sei noch unklar, ob der Deal vorangehen werde. Ein Problem sei, dass es zuletzt kaum noch Kontakt mit dem Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, gegeben habe. Er habe noch keine klare abschließende Antwort über die Vermittler in Katar übermittelt, hieß es. Israel geht davon aus, dass Al-Sinwar sich seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober in unterirdischen Verstecken aufhält.
Intensive Verhandlungen in Doha
Die "Washington Post" hatte zuvor über eine unter Vermittlung der USA zustande gekommene Vereinbarung berichtet, welche eine fünftägige Feuerpause im Gegenzug für die Befreiung von Geiseln vorsehe. Die Zeitung hatte sich auf mit den Verhandlungen vertraute Kreise berufen - und über ein detailliertes, sechsseitiges Abkommen geschrieben. Das Weiße Haus reagierte jedoch rasch mit einem Dementi. Wenige Stunden zuvor hatte der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, eine mögliche "bedeutsame Pause" im Krieg zwischen Israel und der Hamas an die Freilassung der von den Islamisten verschleppten Geiseln geknüpft.
Der "Washington Post" zufolge könnte die Freilassung der Geiseln bereits in den nächsten Tagen beginnen, sofern es keine Probleme in letzter Minute gebe. Die Einstellung der Kampfhandlungen soll demnach auch ermöglichen, dass deutlich mehr humanitäre Hilfe, einschließlich Treibstoff, von Ägypten in den Gazastreifen gelangen kann. Der Entwurf des Abkommens sei in wochenlangen Gesprächen in der katarischen Hauptstadt Doha zwischen Israel, den USA und der Hamas ausgearbeitet worden.
Nach dem Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober mit 1200 Toten wurden rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Daraufhin begann Israel massive Luftangriffe und Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 11.500 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Die Versorgungslage ist nach UN-Angaben katastrophal. Israel steht international wegen seiner Kriegsführung unter Druck.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP