Hetze aus sicherer Entfernung Erdogan tritt gegen Steinmeier und "den anderen" nach
18.11.2023, 21:30 Uhr Artikel anhören
"Der Andere" gibt dem türkischen Staatschef die Hand.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Besuch des türkischen Präsidenten in Berlin ist wegen verbaler Attacken gegen Israel umstritten. Im Schloss Bellevue und im Kanzleramt gibt sich Erdogan am Freitag allerdings handzahm. Die markigen Worte spart sich der Staatschef für seine Rückkehr in die Türkei auf.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel nach seinem Deutschland-Besuch erneut als "Terrorstaat" bezeichnet. "Der Verantwortliche dieses Terrorstaates hat das israelische Volk zum Aufschrei und zum Aufstand gegen sich selbst gebracht. Deshalb ist sein Ende nah", sagte Erdogan mit Bezug auf den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu laut der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu nach seiner Rückkehr in die Türkei.
Den Westen und Deutschland brachte er in Verbindung mit den Kreuzfahrern, ohne zu erläutern, was er damit genau meinte. Westliche Regierungen und die "imperialistische Kreuzfahrerstruktur" unterscheiden sich nicht voneinander, sagte er laut Bericht. "Dies habe ich leider bei meinem Besuch gestern Abend gesehen. Das habe ich beim Präsidenten gesehen und auch bei dem anderen", sagte Erdogan. Der türkische Staatschef hatte am Freitag Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin getroffen.
Der Besuch des türkischen Präsidenten war wegen dessen verbaler Attacken gegen Israel im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg umstritten. Erdogan hatte die Ermordung vieler Hundert israelischer Zivilisten beim Terrorangriff am 7. Oktober zwar verurteilt, die dafür verantwortliche Hamas aber später als "Befreiungsorganisation" bezeichnet.
10.000 Geiseln - aber wo?
In der Pressekonferenz mit Scholz verkniff sich Erdogan am Freitag weitere Vorwürfe. Er unterstellte Israel jedoch, "Geiseln" zu halten. Am Samstag forderte er Deutschland auf, sich für die Befreiung von "10.000 von Israel genommenen Geiseln" zu engagieren. Worauf Erdogan sich mit dieser Forderung bezieht, ist unklar. Laut den Vereinten Nationen waren im Juli dieses Jahres 1500 Palästinenser in israelischen Gefängnissen inhaftiert.
Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen hatten Israel am 7. Oktober angegriffen und etwa 1200 Menschen brutal umgebracht. Zugleich wurden rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Daraufhin begann Israel massive Luftangriffe und Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach Angaben der Hamas bislang mehr als 11.500 Menschen im Gazastreifen getötet.
Quelle: ntv.de, chr/dpa