Nach Erdogan-Rede in Istanbul Israel zieht alle Diplomaten aus der Türkei ab
28.10.2023, 20:38 Uhr Artikel anhören
Erdogan mit Pali-Tuch: Der türkische Präsident heizt die israelkritische Stimmung in Istanbul weiter auf.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Nachdem die Türkei die Hamas-Massaker zunächst verurteilt, werden die Reden des türkischen Präsidenten jeden Tag schriller. Israel reagiert nun auf Erdogans jüngste Rede in Istanbul und zieht alle Diplomaten aus Ankara ab. Man müsse die Beziehungen neu bewerten, schreibt Außenminister Cohen.
Nach "harschen Äußerungen" aus der Türkei hat Israel seine diplomatischen Vertreter aus dem Land zurückgerufen. Israel werde eine Neubewertung der Beziehungen zur Türkei vornehmen, schrieb Außenminister Eli Cohen auf der Plattform X. Türkischen und israelischen Medienberichten zufolge haben die Botschafterin Irit Lillian und weitere Botschaftsmitarbeiter die Türkei bereits in der vergangenen Woche verlassen. Israel hatte zuvor auch seine Staatsbürger zum Verlassen der Türkei aufgefordert. Hintergrund war die Sorge vor Anschlägen angesichts des Gaza-Kriegs.
Die Türkei hatte in den vergangenen Wochen schon mehrfach scharfe Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem brutalen Massaker der Hamas am 7. Oktober in israelischen Grenzorten geäußert. Am Vormittag sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer pro-palästinensischen Demonstration in Istanbul, Israel sei nur "eine Schachfigur" in der Region, die, "wenn der Tag kommt", geopfert werde. Das Land begehe "Kriegsverbrechen". Zugleich warf er "westlichen Regierungen" vor, hauptsächlich für die "Massaker" im Gazastreifen verantwortlich zu sein.
Gegensatz zu NATO-Verbündeten
Zuvor hatte der türkische Staatschef die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas schon als "Freiheitskämpfer" bezeichnet. Ankara unterhält Kontakte zur Hamas und bemüht sich nach eigenen Angaben um die Freilassung der Geiseln aus dem Gazastreifen.
Damit steht die Türkei im Gegensatz zu vielen NATO-Verbündeten, der Europäischen Union und einigen Golfstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird. Die Türkei hat zwar den Tod von rund 1400 israelischen Zivilisten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober verurteilt, der die derzeit laufende israelische Offensive auslöste. Nun wirft Erdogan allerdings einigen westlichen Ländern vor, Israel bedingungslos zu unterstützen. Dies ist unter anderem in Israel und in Italien auf scharfe Kritik gestoßen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts