Onkologe besuchte ihn 35 Mal Ist Putin an Krebs erkrankt?
02.04.2022, 18:52 Uhr
Im Oktober wird Wladimir Putin 70 Jahre alt.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian President Press Office)
Immer wieder kommen Spekulationen über den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten auf. Ein Investigativteam entdeckt Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung. Demnach untersuchte ein Onkologe Putin 35 Mal in vier Jahren. Zudem soll der Kreml-Chef der Alternativmedizin zugewandt sein.
Wie steht es um den Gesundheitszustand von Russlands Präsident Wladimir Putin? Die russische Investigativgruppe "Proekt" hat Details veröffentlicht, die auf ein mögliches Krebsleiden hinweisen. Demnach wurde der Kreml-Chef innerhalb von vier Jahren 35 Mal von einem Krebschirurgen in seiner Residenz am Schwarzen Meer besucht, wie die britische "Times" aus den Untersuchungen zitiert.
Putin, der im Oktober 70 Jahre alt wird, soll von einer Brigade von Ärzten begleitet werden, darunter Jewgeni Seliwanow, ein Spezialist für Schilddrüsenkrebs. Den Untersuchungen zufolge soll Seliwanow den russischen Staatschef zwischen 2016 und 2020 insgesamt 166 Tage lang besucht haben, während dieser in Sotschi weilte.
Die Investigativjournalisten deckten die Details zu Putins angeblicher medizinischer Behandlung auf, indem sie öffentlich zugängliche Beschaffungsdokumente der Regierung untersuchten. Diese zeigen, welche Ärzte der Präsidentenklinik in Moskau in vier verschiedenen Hotels in Sotschi untergebracht waren zu den Zeiten, als Putin entweder offiziell in der Stadt zu Besuch war oder als er aus der Öffentlichkeit verschwand, schreibt die "Times".
Die Journalisten von "Proekt" fanden heraus, dass ein Ärzteteam immer kurz vor dem Kreml-Chef in der Stadt eintraf. Gelegentlich sei die Zahl der Teilnehmer "dramatisch angestiegen". Den Recherchen zufolge gab es in zwei Fällen in den Jahren 2016 und 2019 deutliche Hinweise darauf, dass Putin sich einer Operation oder einem schwerwiegenden Eingriff unterzogen hatte, höchstwahrscheinlich an seinem Rücken. Der erste Fall ereignete sich demnach zu einem Zeitpunkt, als der Kreml-Chef fünf Tage lang aus der Öffentlichkeit verschwand. Zuvor hatte es Gerüchte über einen Reitunfall gegeben, in dessen Folge Putin offenbar hinkte. Im zweiten Fall wurde der Präsident laut "Proekt" bei seinen Besuchen in Sotschi durchschnittlich von neun Ärzten begleitet.
Bäder in Blut von Hirschgeweihen
Im Zeitraum von einem Vierteljahr gehörten drei Ärzte dem Team regelmäßig an: zwei HNO-Ärzte und Seliwanow, zitiert die "Times" weiter aus den Recherchen. Einer der HNO-Ärzte stattete Putin von 2016 bis 2019 offenbar 59 Besuche ab, blieb insgesamt 282 Tage.
Das Investigativteam will ebenfalls herausgefunden haben, dass Putin sich der Alternativmedizin zugewandt hat. Demnach bade er etwa in Blut, das von abgetrennten Hirschgeweihen gewonnen wird. "Proekt" zitierte einen "Bekannten des Staatschefs" mit der Aussage, der Präsident habe sich bei einem Besuch in der Altai-Region dem "Geweihblut-Bad" hingegeben, obwohl ihm gesagt worden sei, dass es keine erwiesene Wirkung habe. Bei dem Ritual wird das Geweih von Hirschen abgeschnitten, um Blut zu gewinnen, von dem man annimmt, dass es Kraft verleiht und den Alterungsprozess aufhält, wenn man darin badet oder es zu sich nimmt.
In der Vergangenheit kamen immer wieder Hinweise auf Krankheiten oder medizinische Eingriffe beim russischen Präsidenten auf. Doch Berichte über Putins schlechten Gesundheitszustand hat der Kreml bislang stets dementiert, wie die "Times" weiter schreibt. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte im Jahr 2020, der Gesundheitszustand des Präsidenten sei "ausgezeichnet". Seitdem Putin im Jahr 2000 als 47-Jähriger an die Macht kam, bemüht sich der Kreml, ein möglichst vitales Bild des Präsidenten zu zeichnen - auch deshalb, weil sein Vorgänger Boris Jelzin ein offensichtliches Alkoholproblem und zudem ein Herzleiden hatte. So verbreitete der Kreml immer wieder Bilder von Putin, die ihn beim Judo, beim Angeln oder beim Reiten mit freiem Oberkörper zeigten.
Quelle: ntv.de, chf