Ischinger bei Maischberger "Jetzt auch Ukraine in die NATO"
18.05.2022, 03:11 Uhr Artikel anhören
Der Diplomat Ischinger leitete von 2008 bis 2022 die Münchner Sicherheitskonferenz.
Der Ex-Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz Ischinger hält die schwedischen und finnischen Anträge zur NATO-Mitgliedschaft für richtig. Von beiden Ländern könne das Verteidigungsbündnis profitieren. Bei Maischberger in der ARD fordert er, nun auch der Ukraine diese Chance zu geben.
Schweden und Finnland wollen Mitglieder der NATO werden. In der ARD-Sendung Maischberger hat der ehemalige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, diesen Schritt begrüßt. "Diese Entscheidung zeigt die fast historische Dimension, die dieser Krieg für die europäische geopolitische Landschaft ausgelöst hat", sagte Ischinger.
Gute Marine und gefürchtete Kämpfer
Schweden wolle seine Neutralität nach mehreren Jahrhunderten aufgeben. "Das ist ein Erdbeben für die europäische Sicherheitslandschaft", so Ischinger. Schweden besitze eine sehr gut funktionierende Marine. Sie könne helfen, die Ostsee zu kontrollieren. Zudem habe Finnland schon im Zweiten Weltkrieg gezeigt, dass das Land gefürchtete Kämpfer habe. Das stärke den Norden Europas. Ischinger: "Wenn man akzeptiert, dass die NATO nichts anderes als ein Verteidigungsbündnis ist und dass kein Russe fürchten muss, dass die NATO über die finnische Grenze nach Russland einmarschieren wird, dann ist das eine gute Nachricht für die Sicherheit Europas."
Zwar habe der russische Präsident Wladimir Putin Finnland und Schweden im Falle eines NATO-Beitritts mit Gegenmaßnahmen gedroht, doch das sei zu erwarten gewesen, sagte Ischinger in der ARD. "Ich glaube, dass diese Entscheidung in Stockholm und Helsinki die Lage eher stabilisiert."
Vorbehalte Erdogans lösbar
Die NATO habe 2008 den Wunsch Georgiens und der Ukraine nach einem Beitritt abgelehnt. Die Entscheidung sei damals richtig gewesen, heute aber nicht mehr. "Nach dem, was sich die Russen jetzt in der Ukraine geleistet haben, müsste man eigentlich sagen, jetzt holen wir die Ukraine erst recht in die NATO rein. Das würde ich ins Gespräch bringen", sagte Ischinger. Niemand sonst könne der Ukraine die Sicherheitsgarantien geben, die sie nach dem Ende des Krieges brauche, wenn ein Frieden geschlossen würde.
Wegen der Vorbehalte des türkischen Präsidenten Erdogan gegen die NATO-Norderweiterung ist Ischinger nicht beunruhigt. Das Problem lasse sich lösen. "Erdogan wird eine Gegenleistung haben wollen, die wird man ihm geben, und dann findet das statt", ist Ischinger sicher.
Finnland und Schweden hatten am Dienstag Anträge für die Aufnahme in die NATO unterzeichnet. Zuvor hatten sich die Parlamente in Helsinki und Stockholm für eine Mitgliedschaft in dem Verteidigungsbündnis ausgesprochen.
Quelle: ntv.de