Konvertit lebt in Düsseldorf "Jihadi John" hatte deutschen Begleiter
07.03.2015, 20:04 Uhr
"Jihadi John" soll der Henker in den grausamen Exekutionsvideos des IS sein.
(Foto: AP)
Wenige Tage nach der Enttarnung des grausamen Henkers aus den IS-Exekutionsvideos decken Sicherheitsbehörden die Identität eines engen Gefährten von "Jihadi John" auf: Der radikale Konvertit hört offenbar auf den Namen Marcel S. - und läuft frei herum.
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben laut einem "Spiegel"-Bericht einen deutschen Gefährten des weltweit gesuchten "Jihadi John" identifiziert, welcher in den vergangenen Monaten durch mehrere Exekutions-Videos der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannt geworden war. Nach Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins handelt es sich bei dem Begleiter um den deutschen Staatsbürger Marcel S. aus Düsseldorf, der den deutschen Behörden seit Jahren als radikaler Konvertit bekannt sei.
Marcel S. habe das heutige IS-Mitglied "Jihadi John" im Mai 2009 bei einer Reise nach Tansania begleitet, berichtet der "Spiegel". Dort seien die Männer, die von einem weiteren Freund begleitet worden seien, am 22. Mai 2009 am Flughafen aufgehalten worden. Die Behörden verweigerten ihnen dem Bericht zufolge die Einreise und schoben die Männer nach London ab. Damals sei angenommen worden, dass die drei Männer nach Somalia reisen und sich dort der islamistischen Schabab-Miliz anschließen wollten.
"Mit dem ganzen Zeug nichts mehr zu tun"
Spätestens seit der versuchten Tansania-Reise sei Marcel S. im Visier deutscher, aber auch französischer Sicherheitsbehörden gewesen, heißt es in dem Bericht. Die Franzosen ließen den Düsseldorfer demnach 2009 im Schengen-Raum zur verdeckten Fahndung ausschreiben. Den deutschen Strafverfolgern sei S. im September 2013 ins Netz gegangen. Auf der Rückreise aus Kairo sei er am Frankfurter Flughafen mit einem gefälschten französischen Personalausweis und einem gefälschten Führerschein erwischt worden, die in seine Jacke eingenäht gewesen seien.
Seit einer Verurteilung im Herbst 2014 wegen der gefälschten Papiere hält sich Marcel S. offenbar wieder in Düsseldorf auf. Er behauptete demnach in einem kurzen Gespräch, er habe sich von der islamistischen Szene in Deutschland abgewandt. "Ich habe mit dem ganzen Zeug nichts mehr zu tun", sagte der heute 29-Jährige demnach. An seinen ehemaligen Reisebegleiter "Jihadi John" erinnerte sich S. nach eigenen Angaben nicht mehr.
Mehrere britische und US-Medien hatten Ende Februar den Mann mit dem britischen Akzent identifiziert, der "Jihadi John" genannt wird und mehrere westliche Geiseln enthauptet haben soll. Der gebürtige Kuwaiter Mohammed Emwazi soll in West-London aufgewachsen sein. Sein Vater Dschassem Emwazi hatte in einem Interview zunächst gesagt, er habe seinen Sohn auf den Videos an der Stimme erkannt. Am Mittwoch sagte er jedoch der Zeitung "Al-Kabas", nichts belege, dass sein Sohn wirklich "Jihadi John" sei.
Quelle: ntv.de, jve/AFP