"Wollen keine Russifizierung" Kaliningrad soll in Polen nur noch Krolewiec heißen
10.05.2023, 17:46 Uhr Artikel anhören1946 erhält Krolewiec den Namen Kaliningrad - nach einem Verantwortlichen für den Massenmord an polnischen Offizieren. Da dies in Polen düstere Emotionen auslöse, soll der Name nun nicht mehr verwendet werden, teilt die Regierung in Warschau mit. Der Kreml reagiert erbost.
Polen hat angekündigt, die russische Enklave Kaliningrad nur noch bei ihrem früheren polnischen Namen nennen zu wollen. Im offiziellen polnischen Sprachgebrauch und auf Karten soll das Gebiet nach einer Empfehlung einer Benennungskommission ab sofort nur noch Krolewiec heißen, teilte die Regierung mit. "Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen", erklärte Entwicklungsminister Waldemar Buda.

Ein Straßenschild in der Nähe des Dreiländergrenzpunkts, wo sich die Grenzen Litauens, Polens und Kaliningrads kreuzen.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow missbilligte die Änderung und sagte, es grenze "an Wahnsinn", was in Polen passiere. "Es bringt Polen nichts Gutes. Das sind nicht nur unfreundliche Aktionen: Es sind feindselige Aktionen", sagte er. Die 1255 vom Deutschen Ritterorden gegründete Stadt Kaliningrad wurde Mitte des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt des Ordens, dann nacheinander die des Herzogtums, des Königreichs und des Freistaats Preußen. Der ursprüngliche Name Conigsberg zu Ehren des böhmischen Königs Ottokar II. entwickelte sich zu Königsberg auf Deutsch und Krolewiec auf Polnisch.
Nach der Einnahme der Stadt durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erhielt sie 1946 den Namen Kaliningrad in Erinnerung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Kalinin. 1940 waren dort tausende polnische Offiziere von der sowjetischen politischen Polizei hingerichtet worden.
"Die Benennung einer großen Stadt in der Nähe unserer Grenze nach Kalinin, einem Verbrecher, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war, löst in Polen negative Emotionen aus", sagte Buda. Russland wollte das Massaker noch bis in die 1990er Jahre nicht eingestehen.
Quelle: ntv.de, lar/AFP