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Waffen-SS-Mann gefeiert Kanadas Parlamentspräsident entschuldigt sich für Eklat

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Während des Besuchs des ukrainischen Präsidenten in Kanadas Parlament würdigt der Vorsitzende einen 98-Jährigen als "ukrainischen Helden" - und sorgt für Empörung. Bei dem Senior handelt es sich um ein ehemaliges Mitglied der Waffen-SS. Davon will der Parlamentschef allerdings erst später erfahren haben.

Mit der Ehrung eines ukrainisch-kanadischen Veteranen, der im Zweiten Weltkrieg für die Nazis gegen die Russen gekämpft hat, hat Kanadas Parlamentspräsident während des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im kanadischen Unterhaus einen Eklat ausgelöst. Parlamentspräsident Antony Rota entschuldigte sich für die Würdigung des 98-Jährigen, den er als "ukrainischen Helden" und "kanadischen Helden" betitelt hatte. Der ukrainische Immigrant Jaroslaw Hunka war Mitglied der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg gewesen.

Nach Selenskyjs Rede habe er "eine Person auf der Galerie begrüßt" und dann neue Informationen erhalten, die ihn "bedauern lassen, dies getan zu haben", erklärte Rota nun. "Ich möchte ganz besonders mein tiefstes Bedauern gegenüber den jüdischen Gemeinschaften in Kanada und rund um die Welt ausdrücken", sagte Rota laut kanadischen Medienberichten. Er habe diese Initiative ergriffen, weil Hunka aus seinem Wahlkreis stamme und er deshalb auf ihn aufmerksam geworden sei, erklärte Rota. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln.

Der Vorfall hatte massive Kritik von jüdischen Organisationen und bei der konservativen Opposition ausgelöst. Der Verein Freunde des Simon-Wiesenthal-Zentrums (FSWC) bezeichnete es als "schockierend", dass ein "Veteran, der in einer Nazi-Militäreinheit gedient hatte, ins Parlament eingeladen und mit Standing Ovations bedacht wurde". Die Äußerungen des Parlamentspräsidenten hätten die Tatsache ignoriert, dass Hunka "in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS gedient" habe, einer Nazi-Einheit, "deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Holocaust gut dokumentiert sind", kritisierte die Organisation. Die SS, die nach Kriegsende bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde, hatte in vielen besetzten Ländern nationale Verbände, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren.

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Das Büro von Premierminister Justin Trudeau wies derweil jegliche Verwicklung in den Vorfall zurück. Weder der Regierungschef noch die ukrainische Delegation seien im Vorfeld über die Einladung informiert worden, erklärte das Büro im Onlinedienst X. Die konservative Opposition hingegen sprach von einer "schweren Fehleinschätzung".

Selenskyj war am Donnerstag nach einem Besuch in den USA nach Kanada weitergereist. Im kanadischen Parlament warb er um weitere Unterstützung für sein Land gegen den russischen Angriffskrieg.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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