"Wir sollten unsere Pflicht tun" Katar weist Sympathie mit der Hamas zurück
27.11.2023, 05:29 Uhr Artikel anhören
Katars Regierungschef und Außenminister Al Thani redet derzeit mit allen: Mit Außenministerin Baerbock, mit den USA, mit Israel und mit der Hamas.
(Foto: picture alliance/dpa)
Katars Regierungschef empfiehlt sich derzeit als Vermittler bei der Freilassung israelischer Geiseln. Sympathie mit der Terrororganisation schließt Al Thani aus. Allerdings setzt er nun auf eine "positive Dynamik". Die Staaten in der Region seien jetzt in der Pflicht, einen Frieden voranzubringen.
Das Emirat Katar hat an die Staaten der Region appelliert, eine Lösung für den Konflikt im Nahen Osten voranzubringen. "Es ist an der Zeit, dass wir als Region unsere Pflicht tun - und dass Israel seine Pflicht erfüllt, um einen Frieden zu ermöglichen", sagte der katarische Regierungschef Muhammad bin Abdulrahman Al Thani in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Mit der Einigung zwischen Israel und der Hamas über die Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen und eine humanitäre Pause der Kämpfe sei es "zumindest gelungen, eine positive Dynamik zu erzeugen", äußerte er.
"Ich hoffe, dass wir jetzt darauf aufbauen können", sagte der Regierungschef, der als federführender Vermittler zwischen den Konfliktparteien nach eigenen Worten "intensive Tage und Wochen" erlebt hat. Er äußerte Zweifel daran, dass es Israel gelingen kann, die islamistische Palästinenserorganisation Hamas mit dem Krieg im Gazastreifen zu vernichten. "Ob wir mit ihr übereinstimmen oder nicht, sie ist Teil der Gesellschaft in Gaza und auch in der Westbank", sagte er.
Al Thani erklärte, dass sein Land sich als Vermittler eingeschaltet habe, um den Konflikt einzudämmen, der eine "echte Bedrohung" für die ganze Region sei. Zugleich behauptete der katarische Regierungschef, der zu den einflussreichsten Männern in dem Emirat zählt, gegenüber der FAZ, dass sein Land keine Sympathien für die Hamas hege. "Wir sympathisieren mit der palästinensischen Bevölkerung und der palästinensischen Sache. Wir haben Sympathie für die Menschen, die seit Jahrzehnten leiden. Und wir werden alles tun, was dem palästinensischen Volk hilft. Unsere Unterstützung gilt nicht politischen Parteien oder politischen Ideologien."
Mit Blick auf die israelische Regierung sagte Al Thani, man müsse sich nicht mögen. Er könne nicht mit einer Politik einverstanden sein, die sich weigere, das Recht des palästinensischen Volkes auf einen eigenen Staat auch nur in Betracht zu ziehen und im Westjordanland "kriminelle Landnahme von Siedlern" schütze. "Aber am Ende haben wir eine Arbeitsbeziehung."
"Enttäuscht von den Europäern"
Zu den Kritikern, die Katar Unterstützung und Finanzierung der Hamas vorwerfen, sagte er: "Die Leute, die uns öffentlich kritisieren und hinter verschlossenen Türen um Hilfe bitten, nehmen wir nicht ernst." Katar hat tatsächlich einen kurzen Draht zur Hamas. Die Führung des Hamas-Politbüros mit Ismail Hanija an der Spitze residiert in der katarischen Hauptstadt Doha. Das sei mit dem Westen und Israel so abgesprochen, weil sich andernfalls der Iran als Gastgeber empfehlen würde, argumentiert das Emirat. Auch die katarischen Finanzhilfen für den Gazastreifen seien international abstimmt, heißt es in Doha. Die Kritik aus dem Westen, Katar sei ein "Terrorsponsor" empfindet man als bigott.
Al Thani, der zugleich Außenminister des Emirats ist, macht den Europäern zugleich Vorwürfe, weil sie Israel für seine Kriegsführung in Gaza nicht stark genug kritisierten. "Es scheinen unterschiedliche Maßstäbe für die Verpflichtungen durch das humanitäre Völkerrecht zu gelten. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber darüber herrscht hier große Enttäuschung", sagte er der Zeitung.
Quelle: ntv.de, mau