Politik

"Ressentiments an jeder Ecke" Katholiken reden nicht mit der AfD

Die Vollversammlung des ZdK findet in Leipzig statt - hier in der Kongresshalle.

Die Vollversammlung des ZdK findet in Leipzig statt - hier in der Kongresshalle.

(Foto: dpa)

Beim Katholikentag gibt es viele Veranstaltungen über Flüchtende - AfD-Politiker sind nicht eingeladen. Die Organisatoren halten die Parteipositionen für unchristlich. "Die Begründung ist vorgeschoben", sagt die Sprecherin der "Christen in der AfD".

Beim Katholikentag geht es um die Zukunft: 37 Veranstaltungen zum Thema Integration, Flüchtlinge und gesellschaftlicher Zusammenhalt gibt es bis Sonntag. Bei keiner Diskussion des Laienverbands ist ein Repräsentant der Alternative für Deutschland (AfD) anwesend. Die Entscheidung wurde schon Anfang des Jahres getroffen, auf dem Höhepunkt der Diskussion um Menschen, die nach Deutschland fliehen.

Es ist auf beiden Seiten eine Gratwanderung: Die Veranstalter lassen die Vertreter der AfD nicht zu Wort kommen, ihre Wähler wollen sie aber nicht vergraulen. Und die Partei betont ständig ihre Orientierung an christlicher Kultur und pocht auf christliche Werte, vertritt aber ablehnende Positionen zu Einwanderung und Asyl.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg

ZdK-Präsident Thomas Sternberg

(Foto: dpa)

Was hat also den Ausschlag gegeben? "Unchristlich" sei es, Menschen auf "ihre nationale Zugehörigkeit zu reduzieren", sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) der "Zeit". Er lese das AfD-Programm und finde Ressentiments an jeder Ecke. Menschenverachtende Positionen hätten auf dem vom ZdK organisierten Katholikentag keinen Platz.

Die Entscheidung sei "ein großer Fehler", sagt Anette Schultner, Sprecherin der Vereinigung "Christen in der AfD" zu n-tv.de. Die Partei habe großen Zuspruch aus dem christlich-konservativen Lager, weil die Union nach links gerückt sei. AfD-Vize Alexander Gauland beschwert sich nicht: "Ausgrenzungen haben uns immer nur stärker gemacht. So einen simplen Fehler hätte ich dem Katholikentag nicht zugetraut."

ZdK: Erwarten von AfD keine Antworten

Der Schlüsselmoment für die Entscheidung sei der von AfD-Chefin Frauke Petry geforderte "Schießbefehl" gegen Flüchtlinge gewesen, sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius n-tv.de. Willkommenskultur sei kein Schimpfwort, sondern Grundkultur der Gesellschaft. "Wer verfolgt wird und leidet, dem muss geholfen werden. Das steht an oberster Stelle."

AfD-Politikerin Schultner hat Zweifel: "Die Begründung ist vorgeschoben", sagte sie n-tv.de. Die Absage des ZdK habe ihre Partei schon vor Petrys umstrittener Äußerung erreicht. "Ich vermute eine politische Motivation. Die Entscheidung wurde vor allem von Herrn Sternberg vorangetrieben, der auch CDU-Landtagsabgeordneter ist."

Gauland bekräftigte in der "Zeit" die Ablehnung der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und kritisierte die Haltung der Kirchen dazu: "Wenn diese Flüchtlingspolitik das Programm der Kirchen ist - dann gebe ich offen zu: Ich bekämpfe das Programm der Kirchen." Die AfD sei keine christliche Partei. "Wir sind eine deutsche Partei, die sich bemüht, deutsche Interessen wahrzunehmen", sagte Gauland.

Das ZdK dürften diese Äußerungen in der Entscheidung bestätigen, wie bereits zuvor die Inhalte des von der AfD in Stuttgart beschlossenen Grundsatzprogramms. Darin werde die Pressefreiheit angezweifelt und die Religionsfreiheit infrage gestellt. "Wir stellen uns die Gesellschaft der Zukunft anders vor, wir sind nicht rückwärtsgewandt", sagte Bolzenius. Von den Repräsentanten der AfD erwarte man keine Antworten. Ihre Wähler seien beim Katholikentag aber willkommen.

Die AfD führe einen "Angriff auf das Verhältnis zwischen Religion und Staat", sagte Bolzenius. Die Partei attackiere die freie Religionsausübung, dies gefährde nicht nur die Muslime, sondern auch die Christen in Deutschland. "Wer das angreift, greift alle an."

Quelle: ntv.de

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