Angeblich tote Kriegsgefangene Kiew will nach Flugzeugabsturz Leichen sehen
28.01.2024, 00:54 Uhr Artikel anhören
Wo sind die Toten? Kiew glaubt nicht, dass Moskau aus Pietät keine Bilder zeigt.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Waren an Bord des abgestürzten russischen Militärflugzeugs Il-76 tatsächlich ukrainische Kriegsgefangene? In Kiew gibt es große Zweifel an der Darstellung des Kremls. Vor allem die Tatsache, dass Russland nicht für Propagandazwecke Fotos der angeblichen Opfer zeigt, sorgt für Skepsis.
Nach dem Abschuss einer russischen Militärmaschine Il-76 hat der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), Kyrylo Budanow, Moskaus Darstellung in Zweifel gezogen, dass dabei 65 ukrainische Soldaten kurz vor einem Gefangenenaustausch getötet wurden. "Es gibt einige Punkte, die nicht klar sind", sagte Budanow in einem Interview mit dem ukrainischen Staatsfernsehen. Er frage sich, warum die russischen Behörden keine Bilder von den Leichen ukrainischer Soldaten veröffentlichten.
Die Russen hätten "nicht das mit Leichen und Überresten übersäte Feld" gezeigt, "das sie hätten zeigen müssen, um der Ukraine die größtmögliche Schuld zuzuweisen", sagte Budanow. "Wenn es sich zugetragen hat, wie Russland behauptet, warum versteckt Russland weiterhin die Leichen?", fügte der Geheimdienstchef hinzu.
Die Transportmaschine vom Typ Iljuschin war am Mittwoch etwa 50 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt abgestürzt. Nach Angaben Moskaus sollen Raketen sie getroffen haben. Demnach befand sich das Flugzeug mit 65 ukrainischen Soldaten an Bord auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch. Alle 74 Insassen kamen laut den russischen Behörden bei dem Absturz ums Leben.
Moskau zeigt drei Videos
Das russische Ermittlungskomitee hat drei Videos veröffentlicht, die die Absturzstelle zeigen sollen. Eines davon enthält ein unscharfes Bild einer Leiche, in einem anderen sind Rechtsmediziner mit einem einzelnen Leichensack zu sehen. "Es gibt keine Leichen. Es gibt gar nichts", kommentierte Budanow dies nun.
Die Ukraine hat betätigt, dass ein Gefangenenaustausch geplant gewesen war. Sie sei jedoch nicht darüber informiert worden, dass die Soldaten mit dem Flugzeug zur Grenze transportiert werden würden. Zur Aufklärung des Absturzes leiteten sowohl Kiew als auch Moskau strafrechtliche Ermittlungen ein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte zudem eine internationale Untersuchung.
Kreml-Chef Wladimir Putin warf dem ukrainischen Militärgeheimdienst vor, gewusst zu haben, dass sich an Bord der Maschine 65 ukrainische Kriegsgefangene befanden. Er machte die Ukraine für die Todesopfer verantwortlich. "Ich weiß nicht, ob sie es absichtlich oder aus Versehen getan haben, aber es ist offensichtlich, dass sie es getan haben", sagte der russische Präsident.
Quelle: ntv.de, ino/AFP