Politik

Sicherheitskonzept für Silvester Kölner sollen sich "Raum zurückerobern"

Vor dem Kölner Dom soll zu Silvester eine aufwändige Lichtshow stattfinden.

Vor dem Kölner Dom soll zu Silvester eine aufwändige Lichtshow stattfinden.

(Foto: Stadt Ködpa)

Silvester und Köln - seit vergangenem Jahr weckt diese Kombination unangenehme Erinnerungen. Damit sich die Vorfälle nicht wiederholen, präsentiert die Domstadt ein neues Sicherheitskonzept.

Die Kölner Innenstadt wird an Silvester der sicherste Ort Deutschlands sein. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man die Pressekonferenz im Kölner Rathaus verfolgt hat, auf der die Stadt und die Polizei heute ihr Sicherheitskonzept für den kommenden Jahreswechsel vorgestellt haben. Kernidee: Mit einer massiven Präsenz an Sicherheitskräften, einer böllerfreien Zone am Dom und einer aufwändigen Lichtshow soll sich ein Silvester wie im vergangenen Jahr nicht wiederholen. Damals kommt es rund um den Hauptbahnhof zu Übergriffen auf Frauen und zu einem völligen Versagen der Polizei.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker appelliert an die Öffentlichkeit: "Die Menschen sollen sich den Raum vor dem Dom zurückerobern." Wie diese Rückeroberung gelingen soll, erläutern neben Reker Vertreter der Polizei sowie aus der Kunstszene. Der Saal im Kölner Rathaus ist überfüllt. Das Interesse an der Veranstaltung ist nach den Vorfällen aus der vergangenen Silvesternacht groß. Die Sicherheitsverantwortlichen der Stadt sind spürbar darum bemüht zu zeigen, dass sie aus den Vorfällen von vor knapp einem Jahr gelernt haben. Polizeipräsident Jürgen Mathies versichert: "Wir werden auf jeden Fall die Kontrolle behalten."

Die vorgelegten Zahlen lassen an dieser Ansage kaum Zweifel aufkommen. Rund 1500 Polizisten sollen dieses Jahr in der Innenstadt im Einsatz sein – das sind zehnmal mehr als in der vergangenen Silvesternacht. Damit habe er zwar vielen seiner Mitarbeiter einen Strich durch deren Weihnachtsplanungen gemacht, sagt Mathies. Der Großteil habe aber mit Verständnis reagiert. Auch die Bundespolizei fährt ihre Präsenz hoch und will mit 300 Beamten im Hauptbahnhof für Sicherheit sorgen. Zusätzlich sollen im Stadtzentrum Streetworker sowie etwa 600 Mitarbeiter des Ordnungsamtes und privater Sicherheitsfirmen patrouillieren. "Wer Hilfe benötigt, kann jeden ansprechen", sagt Reker.

Gospelchor "Grenzenlos" hinter Absperrgittern

Seit Juni bereiten sich die Verantwortlichen auf den Jahreswechsel vor. Polizeichef Mathies sagt, dass er "noch nie so früh an Silvester gedacht habe" wie in diesem Jahr. Das Konzept verdeutlicht, wie ernst man die Situation in der Domstadt nimmt – obwohl noch niemand genau sagen kann, wie viele Menschen tatsächlich ihren Jahreswechsel am Kölner Dom verbringen wollen.

Mathies betont, dass die Menschen trotz der massiven Präsenz an Sicherheitskräften "ihre Freude am Feiern nicht verlieren" sollten. Allerdings kommen zu dem Personalaufgebot räumliche Maßnahmen, die das Feiern in der Innenstadt einschränken. So ist nicht nur die zu Silvester stark frequentierte Hohenzollernbrücke für Fußgänger gesperrt. Zudem sperren hüfthohe Gitter eine Schutzzone rund um den Dom ab, in der das Abbrennen von Feuerwerk verboten ist. So muss auch der Gospelchor mit dem Namen "Grenzenlos" in einem Bereich auftreten, der abgesperrt ist.

"Licht-Traum-Raum" statt Böller

Neben der personellen setzt die Polizei auf technische Aufrüstung. Für mehr als eine Million Euro sind neue Überwachungssysteme, darunter sogenannte Bodycams, angeschafft worden, die Videosignale werden laut Mathies live ausgewertet. Und damit wirklich nichts dem Zufall überlassen wird, durchforsten Polizisten die sozialen Netzwerke, um zu überprüfen, "wie die Stimmungslage ist". Bei den Übergriffen im vergangenen Jahr hatten sich offenbar Tausende zu Treffen am Kölner Dom verabredet.

"Kommt gut ins neue Jahr" – so lautet das Motto der Stadt Köln für die diesjährige Silvesternacht. Doch trotz - oder gerade wegen - des Sicherheitskonzepts ist ungewiss, ob dort ganz nach Rekers Wunsch "sicher, friedlich und fröhlich" gefeiert werden kann. Auf die Nachfrage, ob man die Stadt mit dem nun vorgestellten Sicherheitskonzept nicht "totberuhige", antwortet Reker: "Ich glaube, dass das ein spannender Abend wird."

Abseits des unübersehbaren Bemühens um einen positiven Verlauf entsteht auf der Pressekonferenz zwischenzeitlich der Eindruck, als habe die Lichtinstallation von Philipp Geist im Zentrum der Sicherheitsplanungen gestanden. Ausführlich wird der begehbare "Licht-Traum-Raum" des Berliner Künstlers vorgestellt, Reker rühmt dessen Installation als "besonderen Kunstgenuss". Die Multimediashow ist Ausdruck des Bemühens der Stadt, einen generellen Wechsel der Feierkultur herbeizuführen. So erhofft sich Kurator Helmut M. Bien einen Anstoß, "Silvester in Zukunft anders zu feiern als mit Alkohol und Böllern". Er räumt jedoch ein, dass man nie ganz verhindern könne, "dass die Situation zivilisatorisch kippt".

Quelle: ntv.de

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