Cherson besonders hart betroffen Kreml: Putin reist nicht in besetzte Flutgebiete
08.06.2023, 15:32 Uhr Artikel anhören
Der von Russland besetzte Teil der ukrainischen Stadt Cherson leidet besonders schlimm unter den Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Kremlchef Putin wird sich allerdings kein Bild der Lage vor Ort machen. Anders als Ukraine-Präsident Selenskyj.
Anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Kremlchef Wladimir Putin zumindest vorerst nicht in das nach der Staudamm-Zerstörung überflutete südukrainische Gebiet Cherson reisen. "Nein, derzeit gibt es keine solchen Pläne", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge auf eine Frage von Journalisten. In Cherson ist die von russischen Truppen besetzte linke Seite des Flusses Dnipro besonders schlimm von den Hochwassern betroffen, die der Bruch des wichtigen Kachowka-Staudamms ausgelöst hat.
Putin hatte sich am Mittwoch zu der Zerstörung des Staudamms geäußert und sprach von einer Katastrophe - sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt. Es handele sich um eine barbarische Tat der Ukraine, zitiert die Nachrichtenagentur Tass den Präsidenten aus einer Mitteilung des Kreml.
Peskow wirft Ukraine anhaltenden Beschuss vor
Der Damm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Die Ukraine macht - ebenso wie viele internationale Experten - Russland für die Katastrophe verantwortlich. Die Regierung des angegriffenen Landes ist davon überzeugt, dass Moskau den Staudamm sprengen ließ, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Moskau weist das zurück und schiebt Kiew die Schuld zu. Experten halten es auch für möglich, dass der von Russland seit Langem kontrollierte Staudamm schlecht gewartet wurde und unter dem Druck der Wassermassen geborsten ist.
Kremlsprecher Peskow warf unterdessen der ukrainischen Seite vor, die russischen Evakuierungsarbeiten durch anhaltenden Beschuss von der rechten Flussseite aus zu behindern. Das ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte Kiew ähnliche Vorwürfe gegen die Russen erhoben, die im Zuge ihres seit mehr als 15 Monaten andauernden Angriffskriegs große Teile von Cherson okkupiert haben.
Der ukrainische Präsident Selenskyj war am Morgen in dem von seinen Truppen kontrollierten Teil von Cherson eingetroffen, in dem auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson liegt. Er machte sich dort eigenen Angaben nach ein Bild von den Evakuierungsmaßnahmen. Derweil bombardiert Russland nach Angaben des Gouverneurs der Oblast Cherson die gleichnamige Stadt. Auch in der Nähe gelegene Küstengebiete seien beschossen worden, teilt Olexander Prokudin auf Telegram mit. Ein Reuters-Reporter in Cherson sagt, er habe so etwas wie Artilleriefeuer gehört. Details dazu konnte er nicht nennen.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/rts