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Surowikin in der Hand des FSB? Kreml wiegelt Fragen zu "General Armageddon" ab

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Die letzte Spur: Am Wochenende hatte sich Surowikin mit einem Video an Prigoschin gewandt und ihn aufgefordert, den Marsch auf Moskau abzubrechen.

Die letzte Spur: Am Wochenende hatte sich Surowikin mit einem Video an Prigoschin gewandt und ihn aufgefordert, den Marsch auf Moskau abzubrechen.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Seit dem Wochenende fehlt von Russlands Vize-Generalstabschef Surowikin jede Spur. Berichten zufolge soll er sich wegen des Wagner-Aufstandes in der Hand des Geheimdienstes befinden. Der Kreml will sich zum Schicksal des 56-Jährigen nicht äußern.

Nach Berichten über eine Festnahme des russischen Top-Generals Sergej Surowikin hat das Präsidialamt in Moskau eine Stellungnahme zu dessen Schicksal abgelehnt. Auf die Frage, ob er für Klarheit sorgen könne, antwortete Sprecher Dmitri Peskow vor der Presse: "Nein, leider nicht." Er verwies lediglich auf das Verteidigungsministerium. Surowikin ist der stellvertretende Kommandeur des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine und wird in der Presse wegen seines martialischen Vorgehens im Syrien-Krieg "General Armageddon" genannt.

Ausweichend antwortete Peskow auch auf die Frage, ob Präsident Wladimir Putin Surowikin noch immer vertraue. "Er ist der Oberbefehlshaber und arbeitet mit dem Verteidigungsminister und dem Generalstabschef zusammen." Fragen zu strukturellen Einheiten innerhalb des Verteidigungsministeriums sollten an dieses gerichtet werden.

Surowikin wirkte im Video erschöpft

Surowikin wurde seit Samstag, als die Wagner-Söldner ihre kurze Rebellion beendeten, nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. An diesem Tag wurde ein Video veröffentlicht, in dem er an Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin appellierte, die Meuterei zu stoppen. Surowikin hatte in diesem Video erschöpft gewirkt. Es war zudem unklar, ob er unter Zwang sprach.

Seitdem gibt es Berichte, dass Surowikin von den Sicherheitsdiensten verhört wird. So meldeten die "Moscow Times" und die "Financial Times", dass Surowikin festgenommen worden sei. Russische Kriegsblogger sagten, der 56-Jährige und andere ranghohe Offiziere würden vom Inlandsgeheimdienst FSB befragt, um ihre Loyalität zu überprüfen. Der Militärblog Rybar sprach von einer "Säuberungswelle" innerhalb der Streitkräfte.

"Einer der fähigeren russischen Kommandeure"

Bereits am Mittwochabend gab es unbestätigte Berichte russischer Medien und Blogger, Surowikin werde nach seiner Festnahme im Moskauer Internierungslager Lefortowo festgehalten. Der "New York Times" zufolge soll Surowikin vorab über den Wagner-Aufstand informiert gewesen sein.

Unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtete das Blatt, die Regierung in Washington versuche herauszufinden, ob Surowikin Prigoschin bei der Planung der Rebellion geholfen habe. Zudem gebe es laut US-Geheimdienstinformationen Anzeichen dafür, dass auch andere Generäle den Söldner-Chef unterstützt haben könnten. Peskow hatte den Bericht als Spekulation bezeichnet.

Surowikin gilt westlichen Militäranalysten als äußerst effektiv. Er wird nicht nur von Prigoschin, sondern auch in der eigenen Armee für seine Erfahrung in den Kriegen in Tschetschenien und Syrien geschätzt. Manch ein russischer Kriegsblogger sah in ihm schon den künftigen Verteidigungsminister.

Lawrence Freedman, emeritierter Professor für Kriegsstudien am King's College in London, schätzt, dass eine Absetzung Surowikins sich auf Russlands Kriegsanstrengungen destabilisierender auswirken könnte als die Söldner-Rebellion - vor allem, wenn damit begonnen werde, auch andere Mitarbeiter von Prigoschin und Surowikin auszusondern. "Surowikin ist ein brutaler, aber auch einer der fähigeren russischen Kommandeure."

Quelle: ntv.de, jpe/rts

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