Schulschließungen letztes Mittel Kultusminister: Präsenzunterricht ist sicher
06.08.2021, 17:35 Uhr
Die Voraussetzungen für den Präsenzunterricht seien gut und gänzlich andere als vor einem Jahr, heißt es aus der Kultusministerkonferenz.
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Die Kultusminister sind sich einig: Nach den Sommerferien startet die Lehre in Schulen und an Universitäten im Präsenzunterricht. Dank Impfangebot, Tests und Hygienekonzepten sei das machbar. Schulschließungen seien die Ultima Ratio. Kritiker sehen eher das "Prinzip Hoffnung" am Werke.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich deutlich für einen Regelbetrieb an den Schulen nach den Sommerferien und ein Präsenzstudium an den Hochschulen im Wintersemester ausgesprochen. Den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen müsse höchste Priorität eingeräumt werden, gerade weil sie in der Vergangenheit auf viele Freiheiten und Möglichkeiten der Persönlichkeitsentfaltung hätten verzichten müssen, heißt es in einem aktuellen Beschluss. Angesichts fortgeschrittener Impfquote und bei gesicherter medizinischer Versorgung müsse auch der Präsenzbetrieb an den Universitäten unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedingungen und Gegebenheiten vor Ort wieder zum Regelfall werden.
"Die Voraussetzungen für den Präsenzunterricht sind gut und gänzlich andere als vor einem Jahr", betonte die KMK-Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst. "Das Schulpersonal hat Impfangebote erhalten, Test und Hygienekonzepte stehen und sind erprobt", so die SPD-Politikerin weiter. Zugleich hätten Kinder und Jugendliche im vergangenen Schuljahr einen ganz erheblichen Beitrag zum Schutz der Erwachsenen geleistet. "Jetzt ist es wichtig, dass möglichst viele Erwachsene sich solidarisch zeigen und sich impfen lassen. Damit die Schülerinnen und Schüler einen normalen Schulalltag haben können."
Inzidenz bei jungen Erwachsenen aktuell deutlich erhöht
Schulschließungen seien erst "als allerletzte Möglichkeit in Erwägung zu ziehen", mahnte der Koordinator der SPD-geführten Länder, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe. Der Koordinator der unionsgeführten Länder, Hessens Kultusminister Alexander Lorz, sagte: "Mit erfolgreich etablierten Selbst- und Schnelltests, geimpften Lehrkräften und auch Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren sind wir für einen sicheren Schulbetrieb entscheidende Schritte weitergekommen."
"Nach drei Digitalsemestern müssen wir unsere Studierenden in die Hochschulen zurückholen und so viel Studiennormalität wie möglich gewährleisten", ergänzte die KMK-Vizepräsidentin, Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien. Das Studium sei für die meisten Studierenden eine prägende Lebensphase, die mit Freundschaften und persönlicher Weiterentwicklung einhergehe. "Dazu gehört zwangsläufig das Lernen, Diskutieren und Forschen in Präsenz."
Die Inzidenzwerte in Deutschland sind noch verhältnismäßig gering. Allerdings liegt der Wert für die Sieben-Tage-Inzidenz in der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen aktuell bei knapp 43 - und damit bereits mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Auch bei den bis 14-Jährigen liegt die Inzidenz, wenn auch nur leicht, über dem Bundesschnitt. Und gerade diese Gruppen machen einen großen Teil der Schüler- und Studierendenschaft aus, die nach den Sommerferien in Klassenzimmern und Universitäten unterrichtet werden sollen.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) bestritt, dass alle Länder den Schulstart umfassend vorbereitet haben. Weder gebe es eine zweiwöchige Sicherheitsphase nach den Sommerferien mit mindestens zwei Tests je Woche und Masken - sowie Abstandspflicht. "Noch sind rechtzeitige und ausreichende Anstrengungen beim Thema Luftfilter bzw. -anlagen unternommen worden. Von flächendeckend versprochenen Sofortmaßnahmen bei der Digitalisierung ganz zu schweigen", erklärte der Vorsitzende Udo Beckmann. "Weiterhin auf Prinzip Hoffnung zu setzen, reicht nicht aus."
Quelle: ntv.de, als/dpa