Anreize für Pharmaunternehmen Lauterbach will gegen resistente Bakterien vorgehen
09.02.2023, 08:15 Uhr
Für Reserveantibiotika soll es keine gesetzlich vorgeschriebenen Preisverhandlungen mehr geben, so Lauterbach.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Jährlich sterben über 35.000 Menschen im Europäischen Wirtschaftsraum an Antibiotika-Resistenzen. Pharmakonzerne beklagen jedoch, dass sich die Forschung in diesem Bereich wirtschaftlich nicht lohne. Gesundheitsminister Lauterbach will mit einer freien Preisgestaltung neue Anreize schaffen.
Im Kampf gegen weltweit zunehmende Antibiotika-Resistenzen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Vergütung von Arzneimitteln reformieren. Für bestimmte neu entwickelte Antibiotika - die sogenannten Reserveantibiotika - solle es künftig keine gesetzlich vorgeschriebenen Preisverhandlungen mehr zwischen den Pharmakonzernen und den Krankenkassen geben, kündigte er laut "Tagesspiegel" an. Dies solle eine freie Preisgestaltung ermöglichen.
"Wir wollen den Herstellern von Reserveantibiotika eine freie Preisgestaltung garantieren", sagte Lauterbach den Angaben zufolge bei der Konferenz "Europe 2023" von "Tagesspiegel", "Zeit", "Handelsblatt" und "Wirtschaftswoche" in Berlin. Dies solle ein Anreiz für die Pharmakonzerne sein, wieder mehr in Forschung und Entwicklung von Antibiotika zu investieren. Der Vorstoß kommt inmitten von Klagen von Pharmaunternehmen, dass sich die Entwicklung neuer Antibiotika für sie wirtschaftlich nicht mehr lohne.
Reserveantibiotika werden bei Infektionen mit Bakterien eingesetzt, die gegen die üblichen Antibiotika resistent sind - oder wenn bei sehr schweren Infektionen eine Wirkung gesichert sein muss. Forschende warnen vor einem drohenden "postantibiotischen Zeitalter". Manche Infektionen, die früher routinemäßig mit noch im 20. Jahrhundert entdeckten Arzneien kuriert wurden, ließen sich dann nicht mehr behandeln.
Eine im Fachblatt "The Lancet" veröffentlichte internationale Analyse, die sich auf Daten aus dem Jahr 2019 bezieht, kommt zu dem Ergebnis, dass bakterielle Infektionen zuletzt die weltweit zweithäufigste Todesursache waren und mit einem von acht Todesfällen in Zusammenhang standen. Mehr als 35.000 Menschen jährlich sterben nach Schätzungen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC im Europäischen Wirtschaftsraum aufgrund von Antibiotikaresistenzen.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/dpa