"USA wie Sheriff im Saloon" Lawrow gibt sich desillusioniert vom Westen
18.03.2022, 15:15 Uhr
Mit Hollywood-Metaphern erläutert Lawrow Russlands neue Außenpolitik.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool Reuters/AP)
Russlands Außenminister reflektiert die Reaktion des Westens auf den Ukraine-Krieg in bizarren Western-Kategorien: Die USA seien wie ein Sheriff, der über einen Saloon herrscht. Lawrow gibt den Enttäuschten und kündigt eine Hinwendung Moskaus nach Osten an. Indien und China seien jetzt die Weggefährten.
Russland gibt den Westen verloren und wendet sich gen Osten. "Wenn es je eine Illusion gab, dass wir uns eines Tages auf unsere westlichen Partner würden verlassen können, dann gibt es diese Illusion jetzt nicht mehr", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow im Staatssender RT. Niemals werde sein Land eine Weltordnung akzeptieren, die von den USA dominiert werde. Die Vereinigten Staaten gebärdeten sich wie ein Sheriff, der im Saloon das Sagen haben wolle. Russland werde sich nach Osten - Richtung China und Indien - orientieren.
Die massiven Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland nach dessen Einmarsch in der Ukraine haben die russische Wirtschaft in ihre schwerste Krise seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gestürzt. Diese Strafmaßnahmen zeigten, dass der Westen vollständig von den USA beherrscht werde und die Europäische Union weitgehend machtlos sei, sagte Lawrow. "Was die Amerikaner wollen, das ist eine einpolige Welt", sagte Lawrow. "Diese Welt wäre nicht wie ein globales Dorf, sondern wie ein amerikanisches Dorf - oder vielleicht wie ein Saloon, in dem der Stärkste das Sagen hat." Viele Länder wie China, Indien und Brasilien wollten sich aber nicht von "Uncle Sam" herumkommandieren lassen.
Lawrows harsche Antwort auf die Bemühungen des Westens, Russland wegen des Krieges in der Ukraine zu isolieren, spiegelt die Haltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin wider. Dieser hatte in den vergangenen Tagen angedeutet, dass die Ära der russischen Geschichte nach 1991 nun zu Ende gehe. Die Regierung werde sich verstärkt nach China, Indien und auch nach innen orientieren. "Wir müssen uns jetzt nur auf uns selbst und auf unsere Verbündeten verlassen, die bei uns bleiben", sagte auch Lawrow, der seit 2004 Außenminister ist. "Wir schlagen dem Westen nicht die Tür zu - sie tun es."
NATO-Osterweiterung als Sündenfall
Als die Sowjetunion zusammenbrach und der Kalte Krieg endete, hofften viele Menschen in Russland und im Westen, dass die Konfrontationen, die die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt hatten, geringer würden oder gar überbrückt werden könnten. In der Ost-Erweiterung der NATO aber sieht die russische Führung seit Jahren eine Bedrohung. Auch die Ukraine strebte lange einen Beitritt in das westliche Militärbündnis an, ist davon nach Beginn des Krieges aber enttäuscht abgerückt.
Putin argumentiert, der von ihm so bezeichnete militärische Sondereinsatz im Nachbarland sei notwendig, um die dortige russisch-sprachige Bevölkerung vor Unterdrückung zu schützen. Die Ukraine dagegen bezeichnet die Invasion, die am 24. Februar begonnen hat, als Landraub im Stil des russischen Imperiums. Bereits 2014 annektierte Russland die ukrainische Halbinsel Krim und unterstützt seit Jahren die pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine.
Quelle: ntv.de, mau/rts