Richter: Auftrag aus Russland Lebenslange Haft für Mord im Berliner Tiergarten
15.12.2021, 11:17 Uhr
Die Richter bezeichnen die Tat als Mordanschlag im Auftrag russischer Stellen.
(Foto: imago images/Olaf Wagner)
Im Sommer 2019 wird im Kleinen Tiergarten in Berlin ein Exil-Georgier erschossen. Das Berliner Kammergericht spricht von Mord im Auftrag russischer Stellen. Für die Tat muss der angeklagte Schütze nun lange ins Gefängnis.
Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf einen Georgier im Kleinen Tiergarten in Berlin ist der Angeklagte zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Berliner Kammergericht sah es als erwiesen an, dass der russische Staatsbürger im August 2019 einen tschetschenischstämmigen Georgier in dem Park in der Hauptstadt erschossen hatte. Nach Überzeugung des Gerichts handelte es sich um einen Mordanschlag im Auftrag staatlicher Stellen Russlands.
Die Richter erkannten zusätzlich auf die besondere Schwere der Schuld, was eine vorzeitige Haftentlassung praktisch ausschließt. Das Urteil entsprach der Forderung der Bundesanwaltschaft, die wegen der besonderen Bedeutung des Falls die Ermittlungen und die Anklage übernommen hatte. Die Verteidigung des Beschuldigten forderte Freispruch.
Die russische Seite wies die Vorwürfe eines staatlichen Auftragsmords zurück. "Wir halten dieses Urteil für eine voreingenommene und politisch motivierte Entscheidung, welche die ohnehin schwierigen deutsch-russischen Beziehungen erheblich belastet", hieß es in einer Erklärung des Botschafters in Deutschland, Sergej Netschajew.
Bei dem Opfer handelt es sich um einen tschetschenischstämmigen Georgier, der nach Darstellung der Bundesanwaltschaft früher als Milizenführer während des zweiten Tschetschenienkriegs 2000 und 2004 gegen Russland kämpfte und von russischen Sicherheitskräften als Staatsfeind betrachtet wurde. Der Angeklagte ist demnach ein früherer Oberst des russischen Geheimdiensts FSB, der eigens für die Tat mit einer Aliasidentität über Umwege nach Berlin reiste.
Der Beschuldigte wurde unmittelbar nach dem Verbrechen am 23. August 2019 in der Nähe des Tatorts von Polizisten festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Auf das Opfer waren drei Schüsse aus einer Pistole mit Schalldämpfer abgegeben worden, vor der Tat hatte sich der Angeklagte laut Anklage dem Getöteten in dem Park im Zentrum von Berlin von hinten auf einem Fahrrad genähert.
Der Fall wurde vor einem Staatsschutzsenat verhandelt. Die Tat und die Ermittlungen dazu belasten das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland schwer. Nach der Tat wies die Bundesregierung als Reaktion zwei russische Diplomaten aus.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP